ISAF-Offensive

Bis zu 150 Taliban in Ostafghanistan getötet

Ausland
29.06.2010 09:57
Bei Militäroffensive im afghanischen Grenzgebiet zu Pakistan sind bis zu 150 Taliban getötet worden. Rund 700 US- und afghanische Soldaten hätten am Sonntag im Morgengrauen angegriffen, berichtete die Zeitung "Washington Post" am Dienstag. Der US-geführte Einsatz sei einer der größten in der Region um die Provinz Kunar und "einer der heftigsten Kämpfe des vergangenen Jahres" in Afghanistan gewesen.

Die NATO-geführten ISAF-Truppen hatten am Sonntag mitgeteilt, etwa 700 Soldaten der ISAF und der afghanischen Armee würden in Kunar gegen Al Kaida und Taliban vorgehen und hätten "eine Reihe von Aufständischen" getötet. Zudem seien zwei US-Soldaten gestorben. Laut "Washington Post" sollte mit der Offensive der Zustrom von Taliban im Grenzgebiet zu Pakistan gestoppt werden. Die Extremisten hätten angesichts der derzeitigen Offensive im Süden Afghanistans eine zweite Front errichten wollten.

Im Gegensatz zu der groß angekündigten Offensive von Marjah zu Beginn des Jahres sei dieses Mal auf das "Überraschungsmoment" gesetzt worden, zitierte die Zeitung den US-Militär Andrew Poppas. In der Provinz Helmand waren seit Mitte Februar 15.000 afghanische und internationale Soldaten rund um die einstige Taliban-Hochburg Marjah gegen die Islamisten vorgegangen, die dort den Drogenschmuggel kontrollierten.

Experte: Taliban dehnen Einfluss aus
Indes dehnen die Taliban ihren Einflussbereich in Afghanistan nach Experten-Einschätzung immer weiter in Gebiete aus, in denen sie traditionell keine Machtbasis hatten. "Sie haben wachsenden Zulauf aus nicht-paschtunischen Volksgruppen, aus denen sie sich früher kaum rekrutiert haben", sagte der deutsche Co-Direktor des Afghanistan Analysts Network (AAN), Thomas Ruttig, in Kabul. Besonders deutlich sei das am nordostafghanischen Bundeswehr-Standort Kunduz zu beobachten.

Ruttig bescheinigte der Staatengemeinschaft in einem am Dienstag veröffentlichten AAN-Bericht "einen immensen Mangel an Verständnis über die Natur der Taliban-Bewegung". Die Taliban seien keine paschtunische Stammesbewegung mehr, sondern eine politisch-islamistische Bewegung geworden, in der Ethnien keine Rolle mehr spielten. Damit hätten sie sich für Nicht-Paschtunen geöffnet. Es gebe eine zunehmende Anzahl an Kommandanten etwa der afghanischen Tadschiken und Usbeken, die sich den Taliban anschlössen.

Im Nordosten sei es den Taliban gelungen, sich festzusetzen, sagte Ruttig. "In Kunduz haben sie die Situation grundlegend verändert." Der Einsatz nicht-paschtunischer Stammesmilizen gegen die Taliban etwa in Kunduz greife daher zu kurz. "Stämme funktionieren nicht mehr als geschlossene Einheiten." Es gebe Anzeichen, dass die Taliban auch in Zentralafghanistan versuchten, Fuß zu fassen. "Das wäre ein Schritt, um wieder in ganz Afghanistan wirksam zu sein."

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