Naht das Ende?

Angstdatum 21.12.: Globale Furcht vor dem Weltuntergang

Ausland
12.12.2012 10:43
Für den 21. Dezember 2012 sagen Propheten und Apokalyptiker das Ende der Welt voraus. Ihre Warnungen stützen sie auf den alten Kalender der Maya, den sie allerdings falsch deuten. Nicht einmal in der Heimat der Maya selbst fürchtet sich jemand vor einem drohenden Weltuntergang. Und dennoch bereiten sich die Menschen auf allen Kontinenten darauf vor: Sie horten Lebensmittel oder flüchten an angeblich sichere Orte. In den USA haben so viele Menschen Angst, dass sogar die Regierung reagieren musste.

Bei der Weltraumbehörde NASA seien Tausende Briefe eingegangen, berichtete sie auf ihrer Website. Vor allem Kinder hätten Angst. "Die Kinder schreiben, dass sie sich wegen des nahenden Weltuntergangs schlecht fühlen oder sogar über Selbstmord nachdenken", sagte NASA-Mitarbeiter David Morrison.

Mit zwei YouTube-Videos will die NASA die Bürger beruhigen. Wie unser Küchenkalender am 31. Dezember zu Ende geht und ein neuer am 1. Jänner anfängt, so würde am 21. Dezember eben der Maya-Kalender enden, heißt es in einem Beitrag. Und die Regierung schreibt auf ihrer Website, die Welt werde weder am 21. Dezember untergehen noch an einem anderen Tag dieses Jahres.

Menschen werden zur Vernunft aufgerufen
In China füllt das Thema ganze Internetforen - und treibt kuriose Blüten. In der Provinz Sichuan verbreitete sich das Gerücht, nach dem 21. Dezember werde drei Tage lang Dunkelheit herrschen. Prompt waren in zwei Regierungsbezirken Kerzen und Streichhölzer ausverkauft. Wegen der wilden Gerüchte appellierte das kommunistische Parteiorgan "Volkszeitung" an die Vernunft der Leute: "Wir müssen alle einen klaren Kopf bewahren."

In der Türkei reagierte die Religionsbehörde Diyanet auf die Verunsicherung der Menschen. Wegen "vieler Fragen" der Gläubigen gab Diyanet-Leiter Mehmet Görmez per Kurznachrichtendienst Twitter amtlich Entwarnung: "Solchen bedeutungslosen, gefälschten und irrgläubigen Weltuntergangsszenarien sollten wir keine Bedeutung beimessen", mahnte er.

Nur ein kleines Dorf wird verschont bleiben – aber welches?
In Ghana dagegen hat ein selbst ernannter Prophet den einzigen Ort ausgemacht, der von der Apokalypse verschont bleibt: ein Bergdorf nahe der Stadt Bolgatanga, etwa 800 Kilometer nördlich der Hauptstadt Accra. Der Rest der Welt werde von Gott zerstört, verkündete Peter Anamoah, Begründer der "Glaubensgemeinschaft der Makara-Kirche".

Andere Weltuntergangspropheten sehen dagegen in Südfrankreich einen sicheren Zufluchtsort. Dort soll, so heißt es, der Berg Pic de Bugarach nahe der Pyrenäen vom Weltuntergang verschont bleiben. Unter der langen Bergkante liegt demnach eine Startbahn für Außerirdische. Von da nähmen fremde Wesen Auserwählte mit ins sichere All. Um den drohenden Ansturm von Menschen zu stoppen, will das betroffene Departement Aude den Berg samt Umgebung für fünf Tage um den 21. Dezember herum abriegeln. Rund 150 Polizisten sollen das etwa 45 Quadratkilometer große Gebiet kontrollieren. Ob der Respekt vor dem Gesetz größer ist als die Angst vor der Apokalypse, bleibt abzuwarten.

Im Ort Bugarach sind alle Unterkünfte ausgebucht. In der Region werden Appartements zu astronomischen Preisen angeboten: eine Vier-Zimmer-Wohnung für 1.500 Euro, ein Zelt für 450 Euro - pro Tag.

In der Heimat der Maya glaubt man nicht ans Ende der Welt
Und in der Heimat der Maya? Dort laufen die Vorbereitungen für das Datum schon das ganze Jahr. Schließlich endet dann die 13. Periode des alten Kalenders. Von einem Weltuntergang ist bei den Maya aber nicht die Rede.

Seit Jänner erinnert Guatemala am 21. jeden Monats an einer anderen Maya-Stätte an die Zeitenwende. Im Dezember stehen zwei Feiern an - eine im Norden in der Pyramiden-Stadt Tikal, die andere im Süden in der Ruinenstätte Takalik Abaj. 295 Dollar kostet dort der Eintritt. Der Erlös soll zum Erhalt der alten Maya-Kultur beitragen.

Vatikan sieht keine Gefahr eines Weltuntergangs
Auch der Chefastronom des Vatikans sieht keine Gefahr eines Weltuntergangs am 21. Dezember. In einem Beitrag für die Vatikanzeitung beruhigte der Direktor der vatikanischen Sternwarte, Jesuitenpater Jose Gabriel Funes. Laut Prophezeiung soll es Ende nächster Woche zu einer Inversion der Magnetpole der Erde kommen, doch Funes sieht keinerlei Begründung für diese These.

"Es lohnt sich nicht, über eine wissenschaftliche Basis dieser Behauptungen zu diskutieren", betonte der aus Argentinien stammende Wissenschaftler. Der Prozess der Ausdehnung des Universums sei ständig im Gang, sagte der Jesuit. Wenn das moderne Rechenmodell korrekt sei, dann komme es in Milliarden von Jahren zum Auseinanderbrechen des Materie-Energie-Gemisches, so Funes.

Österreich nimmt es mit Humor
In Österreich nimmt man das drohende Ende der Welt mit Humor: An der Universität von Graz präsentieren am Freitag in einer Woche sieben Autoren Ausschnitte aus ihren Endzeitromanen mit dem Titel: "Weltuntergang Live!".

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