(K)eine Männersache

Ohne Frauen geht bei der “Fåsnåcht” in Nassereith nichts

Tirol
02.02.2010 08:36
Wenn am kommenden Sonntag in Nassereith das Schellerlaufen stattfindet, dürfen die Frauen zwar nicht mitgehen, doch ohne sie geht auch nichts!

Nach drei Jahren Pause ist es am Sonntag endlich wieder soweit. Da findet in Nassereith das bunte Schellerlaufen statt. Dieser Tag ist der Höhepunkt von wochen- und monatelangen Vorbereitungsarbeiten. An die 400 Männer, darunter 16 Schellergruppen (so viele wie noch nie!), werden daran teilnehmen. Ja, nur Männer – die Fasnacht ist nämlich eine der letzten Domänen, die das "starke" Geschlecht trotz Gender und Gleichberechtigung halten konnte…

Bilder von einigen wichtigen Helferinnen findest du in der Infobox!

Auch wenn Frauen nicht in die Fasnacht gehen dürfen, eines ist auch klar: Ohne "Weiberleut" geht gar nichts; auch bei der Fasnacht nicht. Sie sind es nämlich, die maßgeblich am Entstehen der tollen Gewänder beteiligt sind. Eine dieser vielen guten Geister ist Inge Zoller, die in Sachen Fasnachts-Gewänder Anlaufstelle Nummer 1 in der Gurgltal-Gemeinde ist. Die gelernte Schneiderin hat schon Dutzende Gewänder genäht und bestickt. Der Arbeitsaufwand für ein Kleid beträgt bis zu 250 Stunden, die Kosten 1500 Euro.

Die Frau der Masken
Nicht mehr wegzudenken aus Nassereith ist auch Irene Krismer, die erfolgreich in die Fußstapfen des Malers und Bildhauers Franz Josef Kranewitter trat. Die gebürtige Miemingerin, die seit 1962 in Nassereith lebt und heuer 70 Jahre alt wird, schnitzt und repariert seit dem Tod von Kranewitter den Großteil der Larven für die Nassereither Fasnacht. Wie viele Larven sie in ihrem Leben schon geschnitzt hat, weiß sie nicht. "Aber pro Larve benötige ich zwischen 35 und 45 Stunden", erzählt die Hobbyschnitzerin, die in ihrem Brotberuf daheim im Restaurant "Seebua" nach wie vor in der Küche steht.

Von Säcken und Kappen
Beinahe ausgestorben wäre mit dem Tod von Schuhmachermeister Herbert Scheiber sen. im Dezember 2008 auch das Anfertigen der "Säcke" und Kappen für die Såckner. Dabei handelt es sich um eine (weibliche) Ordnungsmaske.

"Je älter mein Schwiegervater wurde, desto öfters habe ich beim Anfertigen der Säcke und Kappen mitgeholfen. Er hat mir gezeigt, wie das alles gemacht wird", erzählt Beate Scheiber. Die gebürtige Inzingerin, die seit 1994 in Nassereith wohnt, ist somit heute einer der wenigen, die das alte Handwerk vom Anfertigen der Sackner-Utensilien noch beherrscht. Und auch ihre Tochter Raffaela (14) interessiert sich schon für die Arbeit und hilft eifrig mit.

Vier Frauen, die stellvertretend für Hunderte Nassereither Mütter, Töchter und Lebenspartner stehen, deren Arbeit für die Fasnacht unverzichtbar ist. Beim Schellerlaufen am kommenden Sonntag (ab 9.45 Uhr) werden sie natürlich auch entsprechend gewürdigt.

von Markus Gassler, Tiroler Krone

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