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“Etherium”: Echtzeitstrategie auf fremden Welten

Spiele
09.05.2015 08:30
Mit "Etherium" hat der französische Publisher Focus Home Interactive seit einigen Wochen ein neues Echtzeitstrategiespiel im Programm, das den Spieler in ferne Galaxien entführt, um dort einen intergalaktischen Krieg um die begehrte Ressource zu führen, die dem Game ihren Namen gibt. Wie sich das spielt, hat krone.at ausprobiert.

Was es mit der seltsamen Ressource auf sich hat, erzählt "Etherium" nicht in einer ausufernden Story, sondern im Grunde nur im Intro. Es handelt sich um die ungemein wertvollen Eier einer zwischen den Dimensionen wandelnden Spezies, die von gleich drei verschiedenen Fraktionen für sich beansprucht werden: den obligatorischen turbokapitalistischen Menschen, dem kriegerischen Alien-Volk der Itari und den geheimnisvollen Vektiden.

Dynamische Eroberung statt Kampagne
Der Konflikt der drei Fraktionen wird in "Etherium" nicht in einer klassischen Kampagne ausgetragen, sondern in einer dynamischen Eroberung. Darin schlüpft der Spieler in die Rolle einer der drei Fraktionen und erobert rundenbasiert auf einer Planetenkarte Gebiet um Gebiet.

Die Kämpfe finden in Echtzeit statt, gehaltene Planeten werden mit der Zeit ausgebaut und schalten neue Verbesserungen frei. Weil der Spieler die Wahlfreiheit hat, wie er bei der Eroberung vorgeht, spielt sich jede Eroberung anders. Freunde packend erzählter Handlungen dürfte der Modus, bei dem sich im Grunde eine Zufallsschlacht an die andere reiht, aber nicht restlos befriedigen.

Basisbau wurde auf ein Minimum reduziert
Spielerisch unterscheidet sich "Etherium" von Echtzeitstrategie-Klassikern wie "Age of Empires" oder "Command and Conquer" dadurch, dass der Spieler keinen allzu intensiven Basisbau betreibt. Stattdessen werden Außenposten erobert und ausgebaut – etwa mit Landemöglichkeiten, auf denen Shuttles Truppen aus dem Orbit abladen.

Auch Verteidigungstürme und natürlich Etherium-Abbauanlagen dürfen gebaut werden. Produktionsstätten hingegen gibt es im klassischen Sinne nicht – neue Truppen werden einfach "bestellt". Eine Ausnahme gibt es: Das richtige Upgrade einer Basis vorausgesetzt, können Söldnerfraktionen befehligt werden, deren Einheiten auf den Karten verteilt sind.

Unterschiede zwischen Fraktionen eher optisch
Die 19 verfügbaren Einheitentypen (plus ein paar fraktionsspezifischen Spezialeinheiten) entsprechen dem, was man im Genre kennt. Alle drei Fraktionen haben Infanterie, Fahrzeuge und Flieger, dazu kommen Riesenroboter, sogenannte Kriegskolosse.

Optisch unterscheiden sich die Truppen der Fraktionen zwar durchaus, spielerisch hingegen kaum, was sie ein bisserl generisch wirken lässt. Schade: Gerade zu Spielbeginn ist die Anzahl der verfügbaren Einheiten recht begrenzt, weil man sie erst nach und nach freischaltet.

Solide Balance, Upgrades brauchen Zeit
Allesamt funktionieren nach dem Stein-Schere-Papier-Prinzip, bei dem bestimmte Truppentypen Vorteile im Kampf gegen bestimmte andere Einheiten genießen und ihre eigenen kleinen Schwachpunkte haben. Im Test funktionierte das ziemlich gut, wirklich übermächtige Einheiten wären uns nicht aufgefallen. Erwähnenswert: Einheiten werden nicht einzeln produziert, sondern als Trupps angefordert, sodass sie wie eine einzige Einheit befehligt werden.

Auf den Schlachtfeldern von "Etherium" gewinnt, wer die weitläufigsten Gebiete unter seine Kontrolle gebracht und seine Feinde vernichtet hat. Daneben gilt es natürlich, sich möglichst viel Etherium zu sichern und es in seine Armee zu investieren. Upgrades, die mit der Zeit durch gewonnene Schlachten freigeschaltet werden, verschaffen dem Spieler einen taktischen Vorteil gegenüber der im Test durchaus fordernd agierenden KI.

Schöne Schlachtfelder, coole Wettereffekte
Besonders gut gelungen sind den Machern von "Etherium" die insgesamt 24 auf verschiedenen Planeten verteilten Schlachtfelder. Die unterscheiden sich landschaftlich – Wüstenplaneten sind ebenso verfügbar wie eine Eiswelt, ein von Vulkanen gespickter Himmelskörper oder ein üppiger Waldplanet – und somit optisch teils erheblich voneinander, was der Abwechslung zuträglich ist. Und sie halten einige coole Elemente bereit, die dem Spiel etwas mehr Tiefgang verleihen.

Auf eisigen Schlachtfeldern beispielsweise können Schneestürme aufziehen, die Gewässer gefrieren lassen und den Truppen des Spielers so eine eisige neue Angriffsroute öffnen. Im Dickicht von waldigen Karten wiederum kann sich Infanterie verbergen, während Fahrzeuge außen daran vorbeifahren müssen – perfekt für den einen oder anderen Hinterhalt.

Ebenfalls gut gelöst: Zwar verfügen die Einheiten in "Etherium" selten über verschiedene Attacken oder Spezialfähigkeiten, der Spieler selbst darf mit der Zeit aber aus einem Arsenal an speziellen Generalsfähigkeiten wählen – "Command and Conquer: Generals" lässt grüßen. In den Schlachten kann man damit die eigenen Einheiten schützen – etwa mit einem Schild – oder mit besonders verheerenden Angriffen Tod und Verderben über die Feinde bringen.

Schöne Optik, solider Sound
Optisch hinterlässt "Etherium" im Test einen recht guten Eindruck: Die Spielfelder wurden mit viel Liebe zum Detail designt, bieten auch taktisch nutzbares Schmuckwerk wie Flüsse und Wälder und sind ansehnlich texturiert und stimmungsvoll ausgeleuchtet, wenngleich man sich bei sehr nahem Heranzoomen vielleicht noch einen etwas höheren Detailgrad wünschen würde. Die einzelnen Einheiten können sich sehen lassen, sind teils aber etwas surreal animiert. Die Licht-, Waffen- und Partikeleffekte sind gut gelungen. Optisch ein besonderes Gustostückerl: die bereits angesprochenen Wettereffekte.

Beim Sound kann "Etherium" nicht ganz so überzeugen wie bei der Optik. Sprachausgabe gibt es nur auf Englisch, zudem hält sich das Text-Repertoire der einzelnen Einheiten in Grenzen. Die Folge: Verteilt man Kommandos, hört man immer die gleichen Antworten, wie schon in Genrevertretern von vor zehn Jahren. Die Soundeffekte wirken so realistisch, wie futuristische Waffen nun einmal klingen können. Der Soundtrack untermalt die Szenerie stimmig, Ohrwurmqualitäten hat er aber nicht.

Interface etwas unübersichtlich
Die Steuerung von "Etherium" erfolgt mit Maus und Tastatur und stellt erfahrene Echtzeitstrategen vor keine allzu großen Herausforderungen. Einzig über das Menüdesign könnte man diskutieren: Die Entwickler haben sich offenkundig bemüht, ein futuristisch-stylishes Interface für "Etherium" zu konstruieren, was ihnen auch grundsätzlich gelungen ist. Die Kehrseite der Medaille: Die Icons lassen nicht immer gleich darauf schließen, für welche Truppen sie eigentlich stehen. Die Folge: Die Steuerung erfordert ein bisschen Einarbeitungszeit.

Der Mehrspielermodus von "Etherium" erlaubt bis zu vier Spielern, sich auf den auch im Einzelspielermodus verfügbaren Schlachtfeldern zu bekämpfen und unterscheidet sich nicht groß von den Schlachten gegen die KI. Störend fällt das nicht auf: Die Einheiten wirken relativ gut ausbalanciert, der Verzicht auf ausufernden Basisbau macht die Partien dynamisch und flott. Wer sich gerne einigelt und eine Festung aufbaut, bevor er auf seine Gegner losgeht, wird das allerdings nicht so schätzen.

Fazit: "Etherium" ist ein durchaus gelungener Echtzeitstrategie-Happen, der vor allem Genre-Fans mit einem Faible für Taktik statt Basisbau ansprechen dürfte. Das weitgehend hübsche Game bringt coole Ideen wie die das Spiel beeinflussenden Wettereffekte und taktische Finessen wie die nur von Infanteristen begehbaren Wälder mit. Es hätte aber auch ein bisschen mehr Story enthalten dürfen – in Form einer echten Kampagne statt der relativ generischen Eroberungsfeldzüge. Das etwas unübersichtliche Interface und leichte Schwächen beim Sound halten wir für verzeihlich.

Plattform: PC
Publisher: Focus Home Interactive

krone.at-Wertung: 7/10

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