Leiche zerstückelt

Umfeld des Mordverdächtigen im Visier der Polizei

Wien
08.07.2010 14:40
Die Ermittlungen im Zusammenhang mit der in der Auhofstraße in Hietzing erstochenen und zerstückelten Stefanie P. (21) sind nun doch auf das Umfeld des Mordverdächtigen Philipp K. ausgedehnt worden. Die Justiz geht zwar nicht davon aus, dass Philipp K. bei der Tat selbst von Mitwissern unterstützt wurde. Es könne allerdings sein, dass er nach der Tat Helfer hatte, die ihm bei der Beseitigung der Mordwerkzeuge, den Aufräumarbeiten oder dem Verschwindenlassen der Kleidung des Opfers geholfen haben.

Daher werden nun vor allem die Telefonate, die der 22-Jährige vor seiner Festnahme geführt hat, ausgewertet. Sollten sich daraus Hinweise auf mögliche Helfer geben, müssten diese mit einem Verfahren wegen Begünstigung rechnen.

Offenbar dutzende Messerstiche
Mit ziemlicher Sicherheit dürfte die Staatsanwaltschaft nach Eintreffen des gerichtsmedizinischen Gutachtens bei Gericht eine Tatrekonstruktion beantragen. Die Obduktion soll nämlich ergeben haben, dass die junge Frau mit Dutzenden Stichen und nicht - wie vom Mordverdächtigen behauptet - mit einem einzigen zu Tode gebracht wurde. Offizielle Bestätigung war bei den Justizbehörden dafür zwar keine zu erhalten, aus Ermittlerkreisen dürften jedoch dahingehende Informationen durchgesickert sein.

Der am Tatort angetroffene Zeuge, Oliver D., wurde am Mittwochabend noch einmal von der Polizei befragt, da er gegenüber Medien angegeben hatte, im Besitz einer Audioaufnahme des Mordes zu sein (siehe Infobox). Bei der Einvernahme rückte er allerdings wieder davon ab. "Auch über einen möglichen Komplizen gibt es derzeit keine Anhaltspunkte", sagte Polizeisprecher Mario Hejl. Oliver D. bezeichnet sich als "Freund" von Philipp K., während dieser versichert, den Mann "kaum gekannt" zu haben.

Obduktionsexpertise wird in solchen Fällen "priorisiert"
Das endgültige gerichtsmedizinische Gutachten, das nach der Obduktion die entscheidende Frage klären soll, ob die junge Frau mit einem oder zahlreichen Messerstichen zu Tode gebracht wurde, was die vom Mordverdächtigen behauptete Version, ihm wäre im Zuge eines Sex-Spiels ein Unfall "passiert", stützen oder widerlegen soll, dürfte noch eine Weile in Anspruch nehmen. "In Haftsachen, wo's um einiges geht, wird das natürlich priorisiert", so die Mediensprecherin der Staatsanwaltschaft, Michaela Schnell.

Philipp K. blieb unterdessen weiterhin bei seiner Version: Er habe Stefanie P. nicht töten wollen. "Er verantwortet sich in Richtung Unfall. Er sagt, ihr Tod ist unabsichtlich passiert. Ein Zeuge stellt das vom Hörensagen her allerdings anders dar und widerspricht dem", gab Schnellam Montag bekannt.

Bluttat während Sex-Rollenspiels?
Der junge Mann, der im kommenden Herbst in Wien ein Medizinstudium beginnen wollte, war eine Zeit lang mit der als lebenslustig, agil und aufgeweckt beschriebenen 21-Jährigen liiert. Nach der Trennung sollen sich die beiden weiter getroffen und auf unverbindlicher Ebene Sex gehabt haben.

Auch beim letzten Treffen kam man nach Darstellung von Philipp K. nach recht kurzer Zeit zur Sache, wobei die Frau von ihm verlangt haben soll, eine Vergewaltigung nachzustellen. Sie soll ihn zudem aufgefordert haben, diese mit einem Messer in der Hand zu simulieren, um die Szene authentischer erscheinen zu lassen.

Angeblich ungewollter Messerstich in die Brust
Der 22-Jährige versicherte, während des Sex habe er mit dem Messer der Frau ungewollt einen Stich in die Brust zugefügt. Zu seinem Entsetzen habe er feststellen müssen, dass dieser tödlich war. Er sei dann in Panik verfallen. In diesem Zustand will Philipp K. sich entschlossen habe, die Leiche zu zerteilen, wobei er davor und während dieser Tätigkeit, die sich über mehrere Stunden erstreckt haben dürfte, reichlich Alkohol getrunken habe.

Onkel des Mädchens schlug Alarm
Bei der Rekonstruktion der Tat habe sich dann folgender Hergang herauskristallisiert: Die 21-jährige Wienerin und der Salzburger hatten sich vor einiger Zeit getrennt. Trotzdem trafen sich die beiden hin und wieder. Auch am Donnerstagabend fuhr die junge Frau zu dem Verdächtigen in die Wohnung in Hietzung. Da es zwischen den beiden schon früher mehrmals zu lautstarken "Debatten" gekommen war, hielten Nachbarn die Schreie des Mädchens wohl für einen neuerlichen Streit.

Erst nachdem ein besorgter Onkel der 21-Jährigen am Freitag Alarm geschlagen hatte, griffen Polizisten in der blutverschmierten Wohnung den jungen Mann (Ein Ermittler: "Er wirkte wie ein verwirrtes Milchbubi") und dessen 37-jährigen Freund auf. Beharrlich bestritt der Student anfänglich, etwas über den Verbleib des Mädchens zu wissen.

Leichenteile in "Misträumen in Tatortnähe" entdeckt
Erst als sein 37-jähriger Freund den Kriminalisten erzählte, der Student habe ihm den Mord und die Zerstückelung gebeichtet, begannen Fahnder mit dem makabren Mord-Puzzle. Nach und nach entdeckten sie am Freitag in Müllcontainern sterbliche Überreste der Zerstückelten. In einem Kübel in den Misträumen des Wohnhauses wurde der Torso der Leiche gefunden, in weiteren "Misträumen in Tatortnähe" dann am Samstag weitere Leichenteile der Frau.

von Christoph Matzl (Kronen Zeitung) und wien.krone.at

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