Demos in 15 Städten

Strompreis-Protest in Bulgarien: EVN-Autos brannten

Wirtschaft
10.02.2013 14:37
Bei groß angelegten Protesten in Bulgarien gegen angeblich überhöhte Strom- und Heizungsrechnungen ist es zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Auf zwei Dienstautos des niederösterreichischen Energieversorgers EVN wurde in der Nacht auf Sonntag ein Brandanschlag verübt. Verletzt wurde niemand. Am Sonntag gingen die Proteste in mindestens 15 Städten weiter.

Der Brandanschlag vor der EVN-Hauptniederlassung in Plowdiw, der zweitgrößten Stadt des Landes, habe sich kurz vor Mitternacht ereignet, teilte die bulgarische EVN-Tochter in einer Aussendung mit. Mehrere maskierte Menschen hätten ihn verübt. Zwei Autos wurden zerstört (siehe Bild), ansonsten sei kein Schaden entstanden. "Wir nehmen diesen Vorfall sehr ernst", sagte der Sprecher der EVN Bulgaria, Petar Kostadinov.

Protestnacht gegen Strompreis
Der Anschlag war der dramatische Höhepunkt einer landesweiten Protestnacht. Laut Angaben eines bulgarischen Internet-Portals gingen in Plowdiw am Samstag rund 1.500 Menschen auf die Straße, um gegen die Strom- und Heizungskosten zu protestieren. Auf einem der mitgeführten Plakate war auch ein Hakenkreuz mit EVN-Logo zu sehen.

Die Proteste beschränkten sich aber nicht auf die 335.000-Einwohner-Stadt im Zentrum Bulgariens. In Warna und Blagoewgrad etwa verbrannten aufgebrachte Menschen ihre Stromrechungen. Auch in der Hauptstadt Sofia kam es am Samstag zu Demonstrationen. Dabei wurde Wirtschafts- und Energieminister Deljan Dobrew mit Schneebällen beworfen, wie die Nachrichtenagentur BGNES berichtete. Am Sonntag gingen die Proteste weiter.

Die Kosten für Strom und Heizung in Plowdiw liegen laut der Nachrichten-Website novinite.bg bei durchschnittlich 250 Lewa (knapp 130 Euro), was für bulgarische Verhältnisse sehr hoch sei. Gegenüber Juli des Vorjahres seien die Preise um 13 Prozent gestiegen.

EVN will Beschwerden prüfen
Die EVN, die in Zentral- und Südbulgarien mehr als 1,5 Millionen Kunden mit Strom versorgt, hatte am Freitag versichert, dass man die Beschwerden der Kunden rasch überprüfen werde. Die Stromrechnungen seien diesmal höher ausgefallen, weil wegen der Weihnachtsfeiertage 40 Tage statt wie üblich ein Monat abgerechnet worden seien, erklärte der Geschäftsführer von EVN Bulgaria, Jörg Sollfelner.

Viele der aufgebrachten Stromkunden wollen eine Wiederverstaatlichung des Stromsektors, der nach einer Privatisierungswelle 2006 von der EVN und den tschechischen Energiekonzernen CEZ und Energo-Pro bewirtschaftet wird. Im Internet kursieren teils abstruse Verschwörungstheorien. Manche User behaupten, die Stromversorger würden ihre Kunden betrügen, indem sie nur 180 statt 220 Volt Spannung liefern würden. Zu Strompreis-Protesten war es in Bulgarien immer wieder gekommen. Neu sind aber der Umfang und die gewalttätigen Ausschreitungen.

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