Billiger als Haft

Mit Fußfessel ganze Justizanstalt eingespart

Österreich
13.12.2013 17:00
Ein Salzburger Vergewaltiger in Hausarrest, ein Polizist mit Fußfessel, ein angeblicher Vergewaltiger, der im Taxi unterwegs ist - wer nicht ins Gefängnis muss, der kann seine Strafe auch daheim und im Job absitzen. Diese Lösung stößt hierzulande definitiv nicht nur auf Zustimmung. Tatsache ist: Dank der Vorrichtung am Täterbein spart sich Österreich immerhin eine ganze Justizanstalt ein. Aus dem Gerede kommt die Fußfessel damit jedoch nicht.

In der Vergangenheit sorgten gleich mehrere Fälle, in denen Verurteilte anstatt hinter Gitter zu wandern, eine Fußfessel um den Knöchel geschnallt bekommen haben, für Aufsehen. So fand sich auch der Fall eines Salzburgers monatelang in den Schlagzeilen wieder. Der verurteilte, fünffache Vergewaltiger hat nie eine Gefängniszelle von innen gesehen. Im November 2012 holte er sich seine Fußfessel ab, im März 2013 gab er sie zurück. Ihm wurde bedingte Entlassung gewährt.

Aber auch ein verurteilter, burgenländischer Polizist (43) versieht - wie im November 2013 bekannt wurde - seinen Dienst mit einer Fußfessel. Der Ordnungshüter hatte im September alkoholisiert einen Unfall mit einem verletzten Motorradfahrer verursacht. Die Sicherheitsdirektion steht hinter dem Beamten.

So auch im Fall eines Kärntner Polizisten. Er hatte vor einem Jahr einen Unfall mit einem verletzten Autofahrer verursacht. Der Beamte hatte 1,9 Promille. Im Oktober stellte er den Antrag auf eine Fußfessel - ob dieser durchgeht, ist noch fraglich.

240 Verbrecher tragen derzeit Fußfessel
Insgesamt tragen derzeit rund 240 Verbrecher in Österreich eine Fußfessel. Unter ihnen sind auch zwei Sexualstraftäter. Allerdings: Sie fielen noch in die Regelung vor der bundesweiten Verschärfung - diese gilt seit dem 1. Jänner 2013. Nun soll es keine Vergewaltiger im Hausarrest mehr geben.

Mit Ende des Jahres haben Täter insgesamt 200.000 Hafttage in den eigenen vier Wänden verbracht, 1.600 Anträge wurden bislang bewilligt. Aus verschiedenen Gründen musste jedoch rund jeder 20. Häftling wieder zurück ins echte Gefängnis.

40 Millionen Euro durch Hausarrest gespart
Fakt ist: Die Beinfessel kommt dem Staat billiger. 240 Täter füllen etwa eine Justizanstalt, die somit nicht gebaut werden muss. Außerdem kostet ein Tag daheim 25 Euro pro Person, während sich ein durchschnittlicher Tag im Gefängnis mit 105 Euro zu Buche schlägt. Insgesamt wurden seit 2010 somit 40 Millionen Euro eingespart.

Kritik an Härte der Strafe
Trotz des Spar-Arguments hagelt es aber auch eine Menge Kritik. Einerseits stößt die Justiz auf Unverständnis bei der Vergabe der Fußfessel, andererseits halten viele auch eine Haft, die daheim vor dem Fernsehapparat und in gewohnter Umgebung abgesessen werden kann, nicht für Strafe genug.

Groteske am Rande: Einem Briten gelang es trotz Fessel, das Ausgehverbot - im wahrsten Sinne des Wortes - zu umgehen: Die Polizisten hatten ihm das digitale Band versehentlich am Holzbein befestigt. Zu so einem Irrtum ist es in Österreich zum Glück bislang nicht gekommen.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele