Psychiater zeigt auf:

“Gewalt in Heimen war auch in den 90ern noch üblich”

Österreich
22.02.2012 10:18
In Wiener Heimen war Gewalt gegen Kinder bis in die 1990er-Jahre üblich. Das berichtete der Kinderpsychiater Ernst Berger im Ö1-"Morgenjournal" am Mittwoch. Er hatte Gespräche mit zahlreichen Betroffenen geführt. Diese hätten von einem "fast systematischen Sadismus" erzählt, so Berger.

Der Psychiater hat 100 Gespräche ausgewertet. Laut Berger war darin häufig von entwürdigenden Situationen die Rede. Von sexueller Gewalt waren 40 der 100 Gesprächspartner betroffen, zum Teil durch Erzieher, aber auch durch Nonnen, die Wiener Heime führten. Noch heute würden die Opfer bei der Schilderung der Erlebnisse in Tränen ausbrechen.

Kindern den Lebensweg nicht erleichtert
Das Ziel der Heimerziehung, Kinder aus schwierigen familären Verhältnissen auf einen stabilen Weg zu bringen, wurde oftmals nicht erreicht: Nur ein Drittel seiner Gesprächspartner habe es später zu einer stabilen Partnerschaft gebracht, schilderte Berger. Zwölf Prozent hätten später keine Partnerschaften, 55 Prozent instabile Partnerschaften gehabt.

27 Prozent wurden laut dem Kinderpsychiater sogar kriminell. Außerdem litten 28 Prozent noch immer unter schweren Turbulenzen in ihrem sozialen Umfeld, 53 Prozent unter schwierigen Sozialkontakten und 46 Prozent gaben psychische Leiden an, wie etwa Angst- oder Panikzustände und Depressionen.

Verbesserung nach Schließung der Großheime
Laut Berger hat sich die Situation Ende der 1990er-Jahre verbessert, nachdem die Großheime geschlossen und durch kleinere Gruppen ersetzt worden waren. Betroffene, die früher Missbrauch erleiden mussten, werden inzwischen auch von der Stadt entschädigt. Eine entsprechende Initiative war 2010 ins Leben gerufen worden.

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