"Berg Heil"

Alpenverein beleuchtet seine “dunkle Geschichte”

Österreich
17.10.2011 11:13
Der alpine Gruß "Berg Heil!" darf bis heute bei keiner Bergbesteigung fehlen. Er steht beispielhaft für Bergbegeisterung, gemeinsame Erlebnisse und alpinistische Leistung, aber auch für die einstige Nähe des Alpinismus zu deutschnationalen Ideologien. Ein Historiker-Team hat sich mit der "dunklen Geschichte" des Alpenvereins befasst und die Ergebnisse jetzt als Buch "Berg Heil! Alpenverein und Bergsteigen 1918 - 1945" vorgestellt.

Spät aber doch wird es in Österreich und Deutschland salonfähig, dass sich Firmen, Organisationen oder Vereine mit ihrer Rolle während der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigen. In Österreich gab unter anderem der Fußballklub Rapid eine Studie in Auftrag (siehe Infobox), in Deutschland der Modekonzern "Hugo Boss". Nun haben auch die Alpenvereine in Österreich, Deutschland und Südtirol ihre diesbezügliche Geschichte hinterfragt.

NS-Zeit prägte Geschichte des Alpenvereins
Die Geschichte des Alpenvereins "war in diesen Jahren vielfach von nationalistischer Geisteshaltung, von Ausgrenzungen und Antisemitismus geprägt", so die Herausgeber Martin Achrainer, Friederike Kaiser und Florian Trojer bei der Präsentation des Buchs in Innsbruck.

Auch wenn "Berg heil!" bereits Jahrzehnte vor dem "Sieg Heil!" der Nationalsozialisten ertönte, liegen doch beiden Grüßen eine deutschnationale Konnotation zugrunde. "Heil" war unter anderem durch den Turnergruß "Gut Heil!" in der Zeit des Vormärz als "deutscher Gruß" populär geworden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte "Heil" sowohl in vaterländischen Liedern und in der antisemitischen Literatur als auch in der völkischen Jugendbewegung eine Hochkonjunktur. Ab 1923 verwendeten dann die Nationalsozialisten "Heil" in ihren offiziellen Grußformeln.

Eine enge Zusammenarbeit der Alpenvereine aus Österreich, Südtirol und Deutschland bot sich laut den Herausgebern an: "Weil sie ihre Wurzeln im staatenübergreifenden deutschen und österreichischen Alpenverein haben, der erst mit Ende des Zweiten Weltkriegs in dieser Form aufgelöst wurde. Der Alpenverein galt bis 1938 als die einzige bedeutende Organisation, in der die 'großdeutsche' Staatsidee symbolisch verwirklicht war."

Kein klarer Trennstrich nach Zweitem Weltkrieg
In dem Buch wird auch nicht verschwiegen, dass es auch nach dem Zweiten Weltkrieg Kontinuitäten gab. Ein klarer Trennstrich wurde nicht überall gezogen. Das ist auch durch Namen ersichtlich, die für diverse Expeditionen gewählt wurden. Sie erinnerten bisweilen an Exponenten der Vorkriegszeit, deren Gesinnung eigentlich nicht mehr zeitgemäß waren.

Neben den politischen Aspekten gibt das Buch aber auch einen rein sachlichen Einblick in die Geschichte des Alpinismus. Dabei verquicken sich materielle Fragen wie jene der Ausrüstungen mit vielen anderen, etwa jener der Ästhetik. Wie weit diese im Lauf der Zeit einem Wandel unterworfen war, zeigen Abbildungen von Plakaten, Festschriften oder Filmplakaten aus den Jahren 1918 bis 1945. "Berg Heil! Alpenverein und Bergsteigen 1918 - 1945" ist im Böhlau-Verlag erschienen.

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