"Krone": Benoit, du hast wochenlang Spezialisten und Neuro-Chirurgen abgeklappert, um dein Comeback gekämpft - scheinbar ohne Erfolg, oder?
Benoit Gratton: Ja, leider, es gibt keine Verbesserung. Ich habe alles versucht. Aber wenn ich den Kopf bewege, zieht sich der Schmerz vom Nacken bis in die Finger runter. Es brennt die ganze Zeit, das ist verstörend. Ich will das endlich los werden. Daher lass ich mich jetzt am 15. Dezember in Wien operieren.
"Krone": Gleichbedeutend mit deinem Karriere-Ende bei den Vienna Capitals.
Gratton: Mir bleibt nichts anderes über. Es ist der einzige Weg. Aber mir hätte jetzt auch kein Arzt mehr das Okay gegeben.
"Krone": Du selbst wärst das Risiko eingegangen?
Gratton: Wenn ich jung wäre, vielleicht. Ich wollte nie so aufhören. Schließlich ist es meine siebente und letzte Saison in Wien. Aber für die paar Monate ist es einfach viel zu riskant. Ich will nicht einen Finger oder einen ganzen Arm verlieren. Oder gar gelähmt sein. Ich habe drei Töchter, eine Familie. Ich liebe Eishockey, hatte noch Ziele mit den Caps. Aber es gibt auch ein Leben nach dem Sport.
"Krone": Wie geht's mit dir weiter?
Gratton: Wenn die OP gut läuft, die Nervenblockade gelöst wird, bin ich in zwei, drei Monaten wieder gesund, ganz fit. Das ist natürlich zu spät für die Caps in dieser Saison. Vielleicht gehe ich dann irgendwo nochmal aufs Eis. Peyton Manning (Anm. NFL-Quarterback in Detroit) hatte dieselbe Verletzung und bricht jetzt wieder Rekorde. Das macht mir Hoffnung. Aber so weit blicke ich jetzt nicht voraus. Ehrlich, keine Ahnung, wie es weiter geht. Es tut weh, so abzutreten. Ich bin einfach nur traurig. Meine Familie ist derzeit in Kanada. Sie sehe ich erst wieder zu Weihnachten, dann schauen wir weiter.
"Krone": Einige Fans unterstellen den Caps, dass sie dich gar nicht mehr halten oder gar loswerden wollten.
Gratton: Blödsinn. Der Klub hat mich super unterstützt, mir alle Zeit gegeben. Auch die Wiener Fans haben mir viel Kraft gegeben, dafür bin ich sehr sehr dankbar.
"Krone": Wie fällt für dich die Bilanz deiner Caps-Ära aus?
Gratton: Es ist nicht selbstverständlich, dass man als Legionär sieben Jahre bei einem Klub bleibt. Ich bin stolz, dass ich ein Teil der Capitals sein durfte. Wien wird für meine Familie und mich für den Rest unseres Lebens unsere zweite Heimat sein. Ich bedaure nur, dass wir den Fans keinen Titel schenken konnten. Sonst war und ist es großartig hier.
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