"Geplanter Mord"

Fünf Tote bei Zwangsräumung in Deutschland

Ausland
04.07.2012 18:23
Die Zwangsräumung einer Wohnung im deutschen Karlsruhe hat am Mittwoch in einem Blutbad geendet. Der schwer bewaffnete Bewohner erschoss vier Menschen - darunter seine Lebensgefährtin und der Gerichtsvollzieher - und schließlich sich selbst. "Es war eine regelrechte Hinrichtung", sagte der Chef der Karlsruher Staatsanwaltschaft, Gunter Spitz. Die Räumung habe die persönliche Existenz des 53-jährigen Täters ins Wanken gebracht, hieß es. Es sei wohl ein geplanter Mord gewesen.

Den Behörden zufolge hatte der Arbeitslose gegen 8 Uhr mehrere Personen in die Wohnung gelassen und als Geiseln genommen: den 47-jährigen Gerichtsvollzieher, einen Schlüsseldienst-Mitarbeiter (33), den neuen Wohnungsinhaber (49) sowie einen Sozialarbeiter. Der Täter eröffnete plötzlich das Feuer. Er traf den Gerichtsvollzieher zweimal in den Oberschenkel. Der Schlosser musste dann die anderen Opfer fesseln. Als er zu flüchten versuchte, schoss der Täter weiter.

Sozialarbeiter als einziger Überlebender
Auch die 55-jährige Freundin des Schützen und ehemalige Wohnungseigentümerin kam ums Leben. Sie hatte sich offenbar bereits vor dem Eintreffen des Gerichtsvollziehers und seiner Begleiter in der Wohnung befunden. Zwei Geiseln starben durch einen Kopfschuss. Die Lebensgefährtin war in den Bauch getroffen worden. Am Ende schoss sich der Mann mit einem Schrotgewehr in den Kopf. Einzig den Sozialarbeiter hatte er freigelassen. Er blieb unverletzt.

Ein Spezialeinsatzkommando stürmte die Wohnung nach knapp drei Stunden. Man hatte plötzlich Brandgeruch wahrgenommen. Der Geiselnehmer hatte den Teppich angezündet. Da waren seine Opfer aber schon tot.

Gewehre, Pistolen und reichlich Munition
In der Wohnung fand die Polizei ein Schrotgewehr, ein Gewehr mit langem Magazin, zwei Pistolen und eine Übungshandgranate. Zudem habe der Täter über reichlich Munition verfügt. Damit hätte er sich eine lange Schießerei mit dem Sonderkommando liefern können, sagte ein Sprecher. Woher der Mann die Waffen hatte, ist noch unklar. Jedenfalls sei er zuvor nicht wegen Gewaltdelikten in Erscheinung getreten, so die Behörden.

Die Polizei war mit rund 200 Beamten vor Ort und hatte das Wohngebiet, in dem sich auch zwei Schulen und Kindergärten befinden, weiträumig abgesperrt. Mehrere Häuserblocks in der Karlsruher Nordstadt wurden evakuiert.

"Ganz Baden-Württemberg trauert"
"Wir stehen alle noch unter dem furchtbaren Eindruck dieses schrecklichen Geschehens", sagte Polizeipräsidentin Hildegard Gerecke. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann und sein Justizminister Rainer Stickelberger zeigten sich schockiert. "Die schreckliche Tat hat mich zutiefst erschüttert", sagte Kretschmann. "Mein tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen. Ganz Baden-Württemberg trauert mit ihnen."

Trotz der Bluttat brauchen Gerichtsvollzieher nach Ansicht ihres Verbands keine Bewaffnung. "Sie tragen keine Schutzwesten und auch keine Waffen. Eine Bewaffnung lehnen wir ab", sagte der Vorsitzende des Deutschen Gerichtsvollzieherbundes, Walter Gietmann. Waffen seien Sache der Polizei.

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