Zu viele Vorwürfe

FIFA schmeißt Generalsekretär Valcke raus

Sport
17.09.2015 21:33
Neue, schwere Korruptionsvorwürfe gegen das bisherige FIFA-Machtzentrum um den scheidenden Präsidenten Joseph Blatter: Generalsekretär Jerome Valcke, Blatters engster Vertrauter, wurde am Donnerstag vom Weltverband "mit sofortiger Wirkung bis auf Weiteres von all seinen Aufgaben entbunden".

Der Verband habe von einer Reihe von Vorwürfen Kenntnis erhalten, die den Generalsekretär beträfen. Daher sei eine "formelle Untersuchung durch die FIFA-Ethikkommission" in Auftrag gegeben worden. Die Ethikkommission teilte dazu in einer dürren Erklärung nur mit, man habe das Vorgehen der FIFA zur Kenntnis genommen. Weitere Details wurden nicht genannt. "Die Frage, ob in einer konkreten Angelegenheit eine Untersuchung anhängig ist, kommentiert die Untersuchungskammer nicht", hieß es lediglich.

Blatters linke Hand
Auch der skandalträchtige Verband gab zunächst keine weiteren Informationen preis, doch in Valcke könnte es nun einen absoluten Topmann erwischen. Der 54-jährige Franzose, seit 2007 im Amt, gilt als linke Hand Blatters, der für Februar 2016 seinen Rücktritt angekündigt hat. Schon in der Vergangenheit hatte es immer wieder Vorwürfe gegen Valcke gegeben. Doch er überstand - wie bis Mitte dieses Jahres sein Verbündeter Blatter - immer sämtliche Anschuldigungen. Nun könnte es für das Duo eng werden.

Schon seine Berufung zum Generalsekretär war eine Überraschung gewesen, da er dem Weltverband kurz zuvor wegen unlauterer Verhandlungen eine Geldstrafe von fast 100 Millionen Dollar eingebrockt hatte. Valcke war Cheforganisator der Weltmeisterschaften in Südafrika und Brasilien. Fußball-Fans ist Valcke vor allem als Zeremonienmeister bei Auslosungen großer Turniere bekannt.

Die "Süddeutsche Zeitung" hatte zuvor am Donnerstag von schweren Vorwürfen der Marketingagentur JB Sports Marketing gegen die FIFA-Spitze berichtet. In dem "SZ"-Bericht heißt es, Vertreter der Agentur hätten einen Ticketingvertrag mit der FIFA für die WM-Turniere 2010 bis 2022 vorgelegt, in dessen Kontext Valcke eine "diskrete Gewinnbeteiligung zugesichert worden sein soll".

Valcke soll Zeugenaussagen zufolge zudem bereits vor der offiziellen Vergabe-Entscheidung mehrmals angekündigt haben, dass die Fußball-WM 2022 fest an Katar zugesagt sei. Die Beschuldigten bestritten laut "SZ" die Anschuldigungen.

Valcke wehrt sich gegen Vorwürfe
Valcke hat ein Fehlverhalten im Zusammenhang mit dem Verkauf von WM-Tickets bestritten. Entsprechende Anschuldigungen eines Mitarbeiters der Marketingagentur JB Sports Marketing seien "frei erfunden" und "ungeheuerlich", teilte Valckes New Yorker Anwalt Barry Berke in der Nacht auf Freitag mit. Valcke habe von diesem niemals Geld erhalten und niemals eingewilligt, von diesem Geld oder andere Wertgegenstände anzunehmen.

Die neuen Entwicklungen dürften die im FIFA-Skandal ermittelnden Behörden in der Schweiz und in den USA aufhorchen lassen. Bereits am Montag hatten die Ermittler auf einer Pressekonferenz in Zürich erklärt, dass sie mit den Untersuchungen noch lange nicht am Ende seien. "Ich erwarte eine nächste Runde von Festnahmen. Es kann sein, dass wir weitere Verdachtsmomente feststellen", hatte US-Justizministerin Loretta Lynch erklärt.

Erst am vergangenen Wochenende waren weitere Verdächtigungen gegen Blatter publik geworden. Der Schweizer soll 2005 TV-Rechte an seinen Vorstandskollegen Jack Warner weit unter Preis verkauft haben.

Unterdessen hat die Schweiz der Auslieferung des uruguayischen FIFA-Funktionär Eugenio Figueredo an die USA zugestimmt. Der 83-Jährige war am 27. Mai mit sechs anderen Funktionären des Fußball-Weltverbandes FIFA in Zürich festgenommen worden.

Die US-Justiz hat gegen den ehemaligen Vizepräsidenten des Südamerikanischen Fußballverbandes (CONMEBOL) und früheren FIFA-Vizepräsidenten schwere Vorwürfe erhoben. Figueredo soll beim Verkauf von Marketingrechten für die Copa America der Jahre 2015, 2016, 2019 und 2023 von einem uruguayischen Unternehmen für Sportmarketing Bestechungsgelder in Millionenhöhe kassiert zu haben.

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(Bild: KMM)



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