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“Tetris” wird 30: Die Geschichte eines Spielehits

Spiele
06.06.2014 08:40
Die Sowjetunion mit ihrer Planwirtschaft war nicht gerade der Ort, von dem man eines der erfolgreichsten Computerspiele der Geschichte erwartet. Doch es war der Moskauer Programmierer Alexej Paschitnow, der vor 30 Jahren mit "Tetris" das klassische Pentomino-Puzzle mit von oben herabfallenden Blöcken auf einem Computerbildschirm zum Leben erweckte.

Es dauerte lange, bis er mit seiner Idee Geld machen durfte. Andere verdienten in der Zwischenzeit Hunderte Millionen Dollar daran. Auch nach 30 Jahren hält sich "Tetris" aber gut im Geschäft - trotz der Konkurrenz ausgeklügelter Smartphone-Games.

Erste Version lief auf schwachem Sowjet-Computer
Paschitnow hatte Anfang der 80er-Jahre eine Vision, aber nur den schwachbrüstigen Sowjet-Computer "Elektronika 60" ohne moderne Grafik. Deshalb markierten in seiner ersten "Tetris"-Version von 1984 Klammern die Umrisse der "Tetris"-Blöcke. Paschitnow reduzierte die Figuren von fünf auf vier Quadrate, dadurch wurden insgesamt sieben verschiedene Formen möglich. Das fesselnde Spiel breitete sich schnell in Moskauer Computer-Kreisen aus. Paschitnow war damals 28 Jahre alt. Er hatte keine Ahnung, was für ein Wirtschaftskrimi sich um seine Erfindung entfesseln sollte.

Über Ungarn gelangte das Spiel in den Westen. Mirrorsoft, eine Firma des britischen Medienmoguls Robert Maxwell, sicherte sich über einen Mittelsmann die Computerrechte.

Im Westen wäre Paschitnow als Entwickler eines Spielehits schlagartig zum Millionär geworden. In der Sowjetunion ging das ganze Geld an den Staat - und selbst die Rechteverhandlungen führte nicht er, sondern eine Außenhandelsfirma mit dem unaussprechlichen Namen Elektronorgtechnika, kurz Elorg. Die Moskauer Bürokraten hatten zunächst wenig Durchblick und ließen sich einiges Geld entgehen: In Europa und Asien wurden Sublizenzen zum Teil ohne ihr Wissen verkauft. Dann kam der Spieleriese Nintendo ins Spiel.

Nintendo wollte "Tetris"-Rechte unbedingt haben
Als Nintendo-Manager Minoru Arakawa "Tetris" sah, wusste er: Das ist genau das Spiel, das er für den 1989 anstehenden Marktstart der mobilen Spielekonsole Game Boy brauchte. Er machte dem Unternehmer Henk Rogers ein verlockendes Angebot: Wenn dieser von den Sowjets die "Tetris"-Rechte für mobile Geräte bekommt, würde Nintendo bei ihm eine Lizenz erwerben. Schon dieser Deal machte Rogers reich: Er erhielt einen Dollar pro verkauftes Spiel, schrieb US-Autor David Sheff in seinem Buch "Game Over". Und allein die Game-Boy-Version wurde Nintendo 35 Millionen Mal los.

Rogers besorgte Nintendo aber auch die Rechte für stationäre Konsolen. Die Russen schoben dem Maxwell-Unterhändler eine rückwirkende Vertragsergänzung unter, in der ein Computer ausdrücklich als Gerät unter anderem mit Monitor und Tastatur definiert wurde. Das erlaubte ihnen, die Rechte für Konsolen separat an Nintendo zu verkaufen - sie hatten keine Tastatur.

Maxwell, der einen guten Draht zum Kreml hatte, war wütend und brachte die Sache bei einem Treffen mit Staatschef Michail Gorbatschow auf den Tisch. Der habe ihm Hoffnungen auf einen günstigen Ausgang gemacht, behauptete Maxwell später. Am Ende half es jedoch nichts: Die Rechte blieben bei Nintendo. Als Folge musste der Rivale Atari Massen bereits produzierter "Tetris"-Spiele vernichten.

Erfinder bekam lediglich neuen Computer
Während Moskauer Bürokraten und westliche Geschäftsleute um Millionen schacherten, wurde Erfinder Paschitnow lediglich mit einen moderneren Computer belohnt. Er sei damals ziemlich glücklich darüber gewesen, sagte der Programmierer: Bei seinem Gehalt hätte er dafür 16 Jahre arbeiten müssen. Paschitnows westliche Verhandlungspartner bewunderten, dass er nicht verbittert war. Seine Kinder profitierten immerhin mit Nintendo-Konsolen, die es in der Sowjetunion nicht zu kaufen gab.

Erst 1996 wendete sich das Blatt für den Spieleerfinder, der nie wieder einen vergleichbaren Erfolg landen konnte. Paschitnow und Rogers kauften Elorg die Rechte für das Spiel ab und gründeten die Tetris Company. Das simple Spiel erwies sich erstaunlich langlebig. Sie hätten über 425 Millionen bezahlte Downloads auf Mobiltelefonen verkauft, sagte Rogers jüngst dem Technologieblog "Recode".

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