Total Retro

So spaßig waren die 80er: “Far Cry 3: Blood Dragon”

Spiele
01.05.2013 09:00
Früher war alles besser. Das gilt insbesondere für die 80er-Jahre. Den besten Beweis dafür liefert jetzt Ubisoft mit "Far Cry 3: Blood Dragon", einem außergewöhnlichen Standalone für die Konsole und den PC, das sich als audiovisuelle Hommage an die neonfarbene und von Synthie-Klängen umspülte VHS-Ära versteht – inklusive mieser Dialoge und Witze. Ganz großes Kino eben.

Gut fünf Monate nach der Veröffentlichung seines Dschungel-Shooters "Far Cry 3" (siehe Infobox) schickt Ubisoft den Gamer abermals in die Wildnis. Mit der Originalversion hat "Blood Dragon" bis auf grundlegende Mechaniken jedoch nichts mehr gemein, sie wird daher zum Spielen auch nicht benötigt. Der für rund 15 Euro als Download für Xbox, PS3 und den PC auch in einer Box-Version erhältliche Titel ist somit ein eigenständiges Spiel mit einer eigenständigen Aufmachung und einer eigenständigen Handlung.

In deren Mittelpunkt steht Seargeant Rex Power Colt: Halb Mensch, halb Maschine, aber im Herzen ein ganzer Amerikaner, wird der hochmoderne "Mark IV Cyber-Commando" auf eine entlegene Insel entsandt, um dort eine mächtige Biowaffe zu finden. Sie könnte helfen, den seit Generationen tobenden Ost-West-Konflikt zu beenden. Doch Rex Power Colt hat die Rechnung ohne seinen ehemaligen Kommandeur und dessen Bataillon skrupelloser Killer-Cyborgs gemacht.

Ein absichtlich "besonders schlechtes" Tutorial
Am Ende läuft es deshalb wieder auf das eine hinaus: "Schnapp dir das Mädchen, töte Bösewichte und rette die Welt", fasst Ubisoft prägnant zusammen. Bevor es Colt jedoch mit den Killer-Cyborgs, Metallhaien, mutierten Wissenschaftlern und den namensgebenden Blutdrachen, aus deren Augen Laserstrahlen schießen, aufnehmen kann, muss er zunächst ein Tutorial durchlaufen – und spätestens hier wird deutlich, dass man "Blood Dragon" bitte nicht allzu ernst nehmen sollte. "Ich hasse Tutorials, das hier ist besonders schlecht", befindet selbst der Protagonist.

Klischeebehafteter Ritt durch die 80er-Jahre
Nach dieser Aufwärmübung und einer weiteren "Spurkorrektur" des Bildes kann der klischeebehaftete Ritt durch die explosive und düstere SciFi-Zukunftsvision der 80er-Jahre dann aber beginnen. "Blood Dragon" spielt sich dabei nicht wesentlich anders als "Far Cry 3", wurde aber an so mancher Stelle "verschlankt" und somit vereinfacht. So können bestimmte Fähigkeiten etwa nicht mehr individuell ausgewählt und freigeschaltet werden, sondern werden stattdessen bei jedem Stufenaufstieg automatisch zugeteilt.

Sorgen machen, dass er sich bei einem Sturz aus großer Höhe verletzen oder ihm unter Wasser die Luft ausgehen könnte, muss sich der kybernetisch modifizierte Super-Soldat Rex Power Colt ebenfalls nicht. Auch die eher mühselige Prozedur des "Aufpimpens" der eigenen Ausrüstung entfällt weitgehend: Wer Aufsätze für seine Waffen möchte, muss lediglich eine der über ein Dutzend Nebenmissionen erledigen.

Plutonium für den Fluxkompensator
Zu Letzteren zählen etwa diverse Jagdaufträge. Die kennt man bereits aus "Far Cry 3", nur haben die wilden Tiere diesmal rot glühende Augen und neonfarbenes Fell. Mit von der Partie sind außerdem wieder die Geiselbefreiungen. So gilt es gleich zu Beginn, einen Wissenschaftler aus den Fängen der Killer-Cyborgs zu befreien. Gelingt das Vorhaben und die Geisel überlebt, wendet sich der Wissenschaftler seinem nächsten Projekt zu: "Ich könnte etwas Plutonium in den Fluxkompensator tun!", spricht er und geht ab.

Daneben gibt es auch wieder etliche Basen zu befreien, um den eigenen Einflussbereich zu vergrößern. Hierbei können die bereits erwähnten Blutdrachen eine entscheidende Rolle spielen: Angelockt vom Duft eines aus der Brust eines toten Gegners entrissenen Cyber-Herzens, stürzen sich die Riesen-Echsen mit ihrem Laserblick auf alles, was ihnen in die Quere kommt, sodass man selbst mit etwas Glück nicht einen Finger für die feindliche Übernahme zu rühren braucht.

Floppy-Disks und Videokassetten zum Sammeln
Diverse Sammelgegenstände, darunter beispielsweise – ganz stilecht – Floppy-Disks und Videokassetten, runden das Angebot ab. Die Kampagne an sich fällt mit sieben Missionen hingegen vergleichsweise kurz aus, was man angesichts des Preises jedoch verschmerzen kann. Großartig inszeniert ist sie schließlich: Famose Synthie-Klänge und eine Optik, die mit Ausnahme der 8-Bit-Zwischensequenzen an Disneys "Tron" erinnert, schaffen auf Anhieb die nötige 80er-Jahre-Atmosphäre. Mit Hollywood-Action-Ikone Michael Biehn ("Terminator", "Aliens" und "The Abyss") konnte zudem ein überzeugender Sprecher gewonnen werden.

Fazit: Als Kind der 80er-Jahre fällt es schwer, sich dem Charme von Ubisofts "Far Cry 3: Blood Dragon" zu entziehen. Zu unterhaltsam sind die versteckten Anspielungen auf dieses Jahrzehnt der schrillen Farben und technischer Errungenschaften, die heute keine Sau mehr kennt. Eingeräumt werden muss allerdings auch, dass sich nach der anfänglichen Begeisterung für Sound und Look des Spiels schnell ein gewisser Gewöhnungseffekt einstellt, den zu beseitigen dem Titel nach den ersten Missionen nicht mehr gelingt. Dennoch: Der Mut, den Fans mit "Blood Dragon" ein quasi gänzlich neues Spiel samt eigenständiger Optik und – nennen wir es diplomatisch – "umstrittenen" Humor zu unterbreiten, gehört belohnt.

Plattform: XBLA (getestet), PSN, PC
Publisher: Ubisoft
krone.at-Wertung: 8/10

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