Klimaflucht

“Cloud Chasers”: Migration als Mobile-Game

Spiele
16.10.2015 09:00
Bewusstsein zu schaffen und dabei trotzdem zu unterhalten - dieses Ziel haben sich Macher sogenannter Conscious Games wie die Schweizer Blindflug Studios verschrieben. Ihr jüngster Titel "Cloud Chasers" behandelt ein Thema, das aktueller nicht sein könnte: Migration.

Laut Schätzungen der Vereinten Nationen leben derzeit 232 Millionen Menschen außerhalb ihres Ursprungslands Heimat. Alleine 2014 verließen über 51 Millionen Menschen ihre Heimat. Das Problem der Migration beschränkt sich dabei längst nicht nur auf Afrika oder den Nahen Osten, sondern ist auf jedem Kontinent bekannt.

Während die Folgen für die Flüchtenden zumeist sehr ähnlich sind, sind ihre Motive sehr verschieden, weshalb sich die Schweizer Blindflug Studios für ein Szenario entschieden, mit dem sich möglichst viele Menschen weltweit identifizieren können: der Flucht vor dem Klimawandel und seinen Folgen, allen voran Wasserknappheit.

Der Umweltschutzorganisation Greenpeace zufolge dürfte der Klimawandel in den kommenden Jahren an die 200 Millionen Menschen zur Flucht vor Unwetterkatastrophen, Überschwemmungen und eben Dürren zwingen. Ihnen könnte es dann so ergehen wie Francisco und Amelia, den beiden Protagonisten in "Cloud Chasers".

Außer Standes, auf der kargen und im wahrsten Sinne des Wortes verwüsteten Erde weiterhin ein menschenwürdiges Leben zu führen, machen sich der Farmer und seine Tochter auf die Suche nach der Stadt in den Wolken - einer auf künstlichen Inseln im Himmel schwebenden Enklave privilegierter Menschen, in der es noch Wasser gibt.

Aber der Weg dorthin ist weit, gefährlich und vor allem trocken: Jeder Schritt zehrt an den Flüssigkeitsreserven und will deshalb wohl überlegt sein, zumal sie aufzufüllen mit weiteren Schwierigkeiten verbunden ist. Abhilfe schafft, mit Ausnahme von Städten, in denen Handel betrieben werden kann, einzig und allein Amelias Gleiter, mit dem sie in den wenigen verbleibenden Wolken auf Wassersuche gehen kann.

Allzu lange Zeit lassen darf sich Amelia dabei aber nicht, denn die "Wasser-Erntemaschinen" und Drohnen der Elite sind ebenfalls auf der Suche. Und ist der Gleiter erst einmal beschädigt, ist der Tod unausweichlich. Gefahr droht den beiden aber auch an anderer Stelle: Verletzungen, Unfälle, Krankheiten, Schlepper, um nur ein paar zu nennen.

Die Krux daran: Wie im wahren Leben auch, wissen Francisco und Amelia in den zufällig generierten Levels nicht, was sie als nächstes erwartet. Ständig gilt es Entscheidungen zu treffen, deren Konsequenzen nicht absehbar sind: Soll man sich in der stockdunklen Höhle auf Wassersuche begeben, von der bitteren Frucht essen, dem auf der Straße Liegenden helfen, dem Schlepper vertrauen oder den Schatten spendenden Hut wirklich gegen eine Dose Limonade eintauschen?

Wer viel wagt, kann viel gewinnen, riskiert jedoch auch ebenso viel. Letztlich basiert "Cloud Chasers" auf dem Prinzip von Versuch und Irrtum. Und ein bisschen Glück gehört auch dazu. Beispielsweise wenn Francisco und Amelia der Grenzpatrouille gerade noch entkommen, ehe diese sie verhaften und wieder an den Anfang der langen und beschwerlichen Reise zurück befördern kann…

Fazit: Ohne moralisch zu werten, thematisiert das für iOS und Android erhältliche Mobile-Game "Cloud Chasers - Journey of Hope" eine Problematik, der sich de facto keiner entziehen kann: den Klimawandel. Vermutlich ist dies auch die wichtigste Erkenntnis, die der Titel seinen Spielern zu vermitteln versucht: Migration ist kein freiwillig gewähltes Schicksal, sondern eine Verzweiflungstat, zu der jeder Einzelne von uns fähig ist, sofern die Umstände nur lebenswidrig genug sind. Wenn es gelingt, diese Botschaft zu vermitteln, hat "Cloud Chasers" seinen Zweck erfüllt - ein schon alleine deshalb spielens- bzw. lohnenswerte Erfahrung.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: KMM)
(Bild: krone.at)
(Bild: krone.at)
Kreuzworträtsel (Bild: krone.at)
(Bild: krone.at)



Kostenlose Spiele