„War ein Datschkerl“

Prozess um Schwiegermutter im Wiener Stammbeisl

Gericht
13.05.2025 12:37

Vom Wiener Gemeindebau ins Landesgericht – dieses Bild gibt der Prozess im Saal 401 ab. Es geht um ein Stammbeisl, eine unzufriedene Schwiegermutter in spe und reichlich Alkohol. Sogar der Richter muss immer wieder schmunzeln. 

Die Vorwürfe im Wiener Landesgericht gegen einen 29-Jährigen haben es in sich: Im Jänner soll er die Mutter seiner Freundin in seinem Stammlokal im 12. Bezirk zu Boden gestoßen haben. Die 65-Jährige brach sich einen Wirbel. Einige Wochen später hätte der Wiener den Hund seiner Liebsten geschlagen.

Tatort: „Beisl, wie man‘ kennt“
Vor Richter Gerald Wagner stellt sich das ganze nun aber doch ein bisschen anders dar: Am 25. Jänner traf sich die versammelte Stammkundenschaft – auch seine zukünftige Schwiegermutter – im Café Zwutschkerl. „Es ist halt ein Beisl, wie man's kennt“, klärt der Lagerarbeiter auf. Es war bereits Schauplatz der ein oder anderen einschlägigen Fernsehsendung. Und auch Gerichtsprozessen, merkt Herr Rat an, dass ihm das urige Beisl bereits ein Begriff ist. 

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Das ist eine Lüge. Die ist von selber umgefallen!

29-jähriger Angeklagter im Landl

Was denn da zwischen ihm und seiner Freundin vorgefallen sei, möchte Richter Wagner wissen – „Ja, na gut. Einen Streit hama schon g‘habt. Aber wann hat man das nicht“, gibt der 29-Jährige zu. Die 65-Jährige hätte sich dann aufgebuddelt. „Sie hat mich ‘falscher Hund‘ geschimpft. Sie hat mir dann eine Watschn gegeben. Aber eine richtige. Ich bin Kiefer operiert. Da kann man eigentlich froh sein, dass mir nix passiert ist“, empört sich der junge Mann. „Und dann haben Sie sie gestoßen?“ – „Das ist eine Lüge. Die ist von selber umgefallen!“ Stolze zwölf Almweiß – Almdudler mit Weißwein – hätten da ihren Teil dazu beigetragen.

Mutter mit Partnerwahl unzufrieden
Warum ihn seine Schwiegermutter in spe so belasten sollte? „Weil sie mir schaden will, weil ich mit ihrer Tochter zusammen bin.“ Die Pensionistin sei nicht sein größter Fan. Das bestätigt auch seine Freundin, die den Wiener ebenfalls bei der Polizei anzeigte, weil er ihren Russell Terrier mit einem Handystativ geschlagen haben soll. Vor Gericht zieht sie das zurück. Ihre Mutter hätte sie dazu gedrängt. „Sie ist mit der Beziehung nicht einverstanden“, sagt die Zeugin.

Und das präsentiert die 65-Jährige auch vor Gericht selber: „Der kann einen gar nicht anschauen. Der schaut immer auf den Boden. Irgendwas stimmt mit dem doch nicht“, erklärt sie Richter Gerald Wagner aufgebracht. Sie beharrt darauf, gestoßen worden zu sein: „Ich fall‘ nicht so leicht um.“ 

Zeugin steht auf und geht
„Haben Sie den Angeklagten geschlagen?“, fragt Herr Rat nach – „Nein.“ – „Sicher?“ – „Dann war's ein Datschkerl.“ Das entlockt nicht nur den zahlreichen anwesenden Studenten im Saal ein Schmunzeln, sondern auch dem Richter. Woraufhin die Pensionistin aufsteht und geht. „Ich lass‘ mich sicher nicht auslachen.“ Auch, dass sie als Zeugin den Saal nicht einfach verlassen darf, ist ihr egal: „Ich muss gar nichts.“

Da von dem Vorwurf der Tierquälerei nichts mehr übrig geblieben ist, schlägt der Richter eine Diversion vor. Nach kurzem Überlegen räumt der Angeklagte ein, es für möglich zu halten, dass er seine zukünftige Schwiegermutter gestreift hat, sie dadurch gestürzt ist: „Es tut mir jedenfalls leid.“ Gegen 400 Euro wird das Verfahren eingestellt.

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