Frau an der Spitze

Kirchner zur Präsidentin Argentiniens gewählt

Ausland
29.10.2007 12:41
Argentiniens First Lady Cristina Fernandez Kirchner hat Teilergebnissen zufolge gleich in der ersten Runde die Präsidentschaftswahl gewonnen. Die peronistische Senatorin ist bei dem Urnengang am Sonntag nach Auszählung von rund einem Drittel der Stimmen auf 43 Prozent gekommen, wie die Wahlkommission bekanntgab. Damit liegt Kirchner mit großen Abstand vor ihren Gegenkandidaten und dürfte ihren Mann Nestor Kirchner im Dezember im Amt ablösen. Die 54-Jährige erklärte sich nach Bekanntgabe der ersten Teilergebnisse zur Wahlsiegerin und ließ sich an der Seite ihres Mannes von ihren Anhängern feiern.

"Wir haben mit großem Abstand gewonnen", sagte Kirchner in einer am Sonntagabend (Ortszeit) vom Fernsehen übertragenen Rede vor ihren Anhängern in Buenos Aires. Sie küsste ihren neben ihr auf der Bühne stehenden Ehemann und verwies auf dessen Erfolge beim Kampf gegen die Folgen der Wirtschaftskrise von 2001. "Wir sind seitdem einen langen Weg gegangen", sagte sie. "Wir haben das Land neu aufgestellt, Armut und Arbeitslosigkeit bekämpft, all die Tragödien, die Argentinien getroffen haben."

Kirchner war als klare Favoritin ins Rennen gegangen. Wie in den Umfragen vorhergesagt, ließ sie ihre 13 Mitbewerber weit hinter sich. Auf dem zweiten Platz landete den Teilergebnissen zufolge die frühere christlich-liberale Abgeordnete Elisa Carrio mit rund 20.2 Prozent, gefolgt vom ehemaligen Wirtschaftsminister Roberto Lavagna mit rund 19,6 Prozent.

Sieg im ersten Durchgang
Unmittelbar nach der Schließung der Wahllokale hatten Nachwahlbefragungen Kirchner die Aussicht auf 46 Prozent der Stimmen gegeben. Für einen Sieg gleich im ersten Durchgang sind nach dem argentinischen Wahlrecht mehr als 45 Prozent der Stimmen nötig. Der zweite Wahlgang entfällt auch, wenn der Erstplatzierte zwischen 40 und 45 Prozent der Stimmen erhält und damit um mindestens zehn Prozentpunkte vor dem Nächstplatzierten liegt. Die Wahlsiegerin löst ihren Ehemann Nestór Kirchner am 10. Dezember im Amt ab.

Im Wahlkampf hatte Kirchner mehr auf die Politik ihres Mannes verwiesen als auf eigene Verdienste während ihrer inzwischen 20-jährigen politischen Laufbahn. Der 57-jährige Präsident genießt ein hohes Ansehen in Argentinien. Die Bevölkerung rechnet ihm hoch an, nach dem wirtschaftlichen Kollaps von 2001 den Aufschwung gebracht zu haben. Seit seinem Amtsantritt 2003 verzeichnete das argentinische Bruttoinlandsprodukt eine Steigerung um 45 Prozent, und die Arbeitslosenrate konnte amtlichen Angaben zufolge von einst 20 Prozent unter die Zehn-Prozent-Marke gedrückt werden.

Erstmals Frau ins Präsidentenamt gewählt
Kirchner ist die erste Frau, die in Argentinien ins Präsidentenamt gewählt wird. Isabel Martínez, die dritte Frau des früheren Präsidenten Juan Peron, war 1974 nach dem Tod ihres Mannes als Staatschefin eingesetzt worden. Die Rechtsanwältin Kirchner, die während der Präsidentschaft ihres Mannes Gefallen an der Macht fand, wird oft mit der ehemaligen First Lady der USA, Hillary Clinton, verglichen, die ebenfalls das Präsidentenamt anstrebt.

Gratulationen von Segolene Royal
Die ehemalige französische Präsidentschaftskandidatin Segolene Royal, die sich in Buenos Aires aufhielt, gratulierte Kirchner. Sie sei "froh, den Sieg von Cristina Kirchner gleich im ersten Wahlgang mitzuerleben und zu feiern", sagte Royal. Die Sozialistin sprach von einem "historischen Datum". Royal war am Samstag von Kirchner empfangen worden.

Unerwartet großer Andrang
Die rund 27 Millionen stimmberechtigten Argentinier waren am Sonntag auch aufgerufen, die Hälfte der Parlamentsabgeordneten und ein Drittel der Senatoren zu wählen. In beiden Häusern verfügen die in verschiedene Lager gespaltenen regierenden Peronisten bisher über eine deutliche Mehrheit. Die Wahlen endeten eine Stunde später als geplant, weil die Wahllokale in der Hauptstadt Buenos Aires wegen des unerwartet großen Andrangs länger geöffnet blieben.

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