Rot-Grün im Chaos

Vassilakou: “Jeder steht zur Diskussion, auch ich”

Österreich
10.11.2017 15:26

Wie geht es mit Maria Vassilakou weiter? Wie berichtet, will eine Splittergruppe die Chefin der Wiener Grünen stürzen - blödsinnige Störaktion oder das Ende der rot-grünen Koalition? Die "Krone" hat mit der Vizebürgermeisterin darüber gesprochen. Ihr Fazit: "Jeder steht zur Diskussion, auch ich. Niemand ist unersetzbar."

"Krone": Frau Vassilakou, Sie haben im September gesagt: "Der Bürgermeister geht. Ich werde bleiben." Bereuen Sie das?
Maria Vassilakou: Nein. Natürlich hat der 15. Oktober uns alle erschüttert, auch mich. Aber ich fühle mich den Wienern gegenüber verpflichtet, meine Aufgaben zu erledigen.

Nun will Sie eine grüne Splittergruppe per Antrag stürzen. Wie gefährlich ist der 25. November für Sie?
Es ist mir wichtig, dass dieser Antrag abgestimmt wird, er gibt Gelegenheit zur Klärung. Natürlich trifft mich das, wenn wir uns durch gegenseitiges Misstrauen selbst lähmen. Ich weiß nicht, ob es in einer derart heiklen Phase für die Grünen vernünftig ist, bewusst für Chaos und Unruhe zu sorgen.

Sie sagten, mit Ihnen würde auch das rot-grüne Projekt fallen. Ist das nicht etwas übertrieben?
Ohne mich fällt in Wien nicht alles zusammen, aber ich weise darauf hin, welche Destabilisierung das mit sich bringt. Wien hat derzeit andere Probleme, und wir haben unsere Arbeit zu erledigen. Ja, die Wahl hat verdeutlicht, dass es tiefgreifende Veränderungen braucht. Inhaltliche, strukturelle und personelle. Das muss in Ruhe und gemeinsam diskutiert werden. All das jetzt bringt nur Chaos und Unruhe mitten in einer heiklen Phase, in der auch in der SPÖ Veränderungen anstehen, und ausgerechnet am Vorabend einer schwarz-blauen Regierung.

Abwählen kann Sie sowieso nur der Gemeinderat. Aber wo liegt Ihre Schmerzgrenze? Wann sagen Sie bei der Versammlung, es reicht?
Für mich ist das alles eine unwürdige Situation. Wichtig ist jetzt, dass wir Klarheit schaffen, welchen Weg die Mehrheit gehen will. Und diesen Weg werde ich gemeinsam mit ihr gehen. Es gibt keinen Menschen, der unersetzbar ist. Hier geht es darum, gemeinsam einen Prozess zu starten, an dessen Ende alle zur Diskussion stehen, auch ich.

Glauben Sie, dass Sie bei der Wien-Wahl 2020 als Spitzenkandidatin antreten werden?
Dazu will ich keinerlei Prognosen abgeben.

Schon im Jahr 2015 wollten Sie zurücktreten, taten es aber doch nicht. Jetzt diese Geschichte. Wie wollen Sie Ihr Sesselkleberinnen-Image loswerden?
Ich habe gelernt, dass man in der Politik nicht unbedacht Dinge sagen darf, wenn einem das Herz auf der Zunge liegt. Ich habe mich seinerzeit auch entschuldigt. Es wäre nur in dieser speziellen Situation ein noch größerer Fehler gewesen, zu gehen. Denn es stellte sich nach der Wahl heraus, dass es mich braucht.

Interview: Michael Pommer

Filzmaier: "Man darf die vier nicht überschätzen"
"Man hat das Gefühl, dass alte Rechnungen beglichen werden", analysiert Politologe Peter Filzmaier für die "Krone": "Man steht nach dem 15. Oktober bei jedem noch so kleinen Ereignis im Fokus. Das Beste wäre, sich unauffällig zu verhalten." Aber das schaffen die Grünen derzeit nicht. Filzmaier weiter: "Man darf die vier Leute, die den Antrag auf geordneten Rückzug einbringen werden, nicht überschätzen." Aber eines habe die Splittergruppe jetzt schon geschafft: Maria Vassilakou noch mehr zu beschädigen.

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