Mitarbeiter befreit

Kabul: TV-Sender von Bewaffneten gestürmt

Ausland
07.11.2017 15:11

Als Polizisten verkleidete Angreifer haben einen privaten Fernsehsender in der afghanischen Hauptstadt Kabul gestürmt und einen Wachmann getötet. Wie der Sender Shamshad TV berichtete, sprengte sich einer der mit Panzerfäusten und Schusswaffen bewaffneten Angreifer am Eingang des Gebäudes in die Luft und riss die Wache mit in den Tod. Ein weiterer Täter wurde ebenfalls getötet. Sicherheitskräfte beendeten die Attacke, zu der sich die IS-Miliz bekannte.

"Der Angriff ist beendet", berichtete Shamshad TV am frühen Nachmittag (Ortszeit). Nach Angaben des Kommandanten der Spezialkräfte wurden alle Mitarbeiter, die sich im Gebäude aufhielten, gerettet.

Der Sender, der landesweit in paschtunischer Sprache berichtet, setzte die Ausstrahlung des zuvor unterbrochenen Programms unmittelbar nach dem Ende des Angriffs fort. Die Fernsehbilder zeigten unter anderem Reporter und Techniker, die offenbar wieder an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt waren, während noch Spezialkräfte im Haus waren. Die Hände eines Nachrichtensprechers waren dick mit Verband umwickelt.

"Das ist ein Angriff auf die Freiheit der Medien, aber sie können uns nicht zum Schweigen bringen", sagte der Nachrichtenchef von Shamshad TV, Abid Ehsas, dem Sender Tolo News, als er verletzte Mitarbeiter in einem Krankenhaus besuchte. Drohungen habe der Sender bisher nicht erhalten.

"Manche sprangen aus dem Fenster"
Er selbst sei in seinem Büro gewesen, als die in Polizeiuniformen gekleideten Bewaffneten ins Gebäude eindrangen, berichtete Ehsas. "Sie töteten einen unserer Wachleute, stürmten ins Gebäude und begannen zu schießen. Die meisten von uns konnten fliehen, aber einige wurden verletzt, und manche sprangen aus dem Fenster."

Nach Angaben des Senders drang nach dem Selbstmordattentat am Eingang ein anderer Angreifer ins Innere des Gebäudes vor und schoss auf Mitarbeiter. Dann sei er auf das Dach gestiegen und habe von dort auf Sicherheitskräfte geschossen. Spezialkräfte sprengten eine Mauer, um sich Zugang zu dem Gelände des Senders zu verschaffen. Sie lieferten sich Schusswechsel mit den Bewaffneten und konnten den Angriff nach etwa drei Stunden beenden.

IS bekennt sich
Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat bekannte sich über ihr Sprachrohr Amaq zu der Attacke. Die radikalislamischen Taliban hatten zuvor im Kurzbotschaftendienst Twitter erklärt, nicht für den Angriff verantwortlich zu sein.

Kabul wurde in den vergangenen Wochen von mehreren tödlichen Attacken erschüttert. Der IS hat seine Angriffe auf schiitische Moscheen und auf Militäreinrichtungen in Afghanistan verstärkt. Ende Oktober setzte der IS ein Kind für ein Selbstmordattentat ein.

Die Tat vom Dienstag war der erste groß angelegte Angriff auf Medien in Afghanistan seit dem Sturz der Taliban 2001. Der Angriff wirft ein Licht auf die Gefahren, denen Journalisten in dem Land ausgesetzt sind.

Im vergangenen Jahr kamen am Hindukusch besonders viele Journalisten ums Leben: Laut dem Afghanischen Komitee für die Sicherheit von Journalisten wurden 13 Medienmitarbeiter getötet, unter ihnen zehn von den Taliban.

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