Wohnsilos tabu

Wien wächst rasant: Stadt geht der Platz aus

Österreich
17.10.2016 00:30

Parteipräsidium, Vorstand, Ausschuss - wenn am Montag die Wiener SPÖ (wieder einmal) mit sich selbst beschäftigt ist (CETA, Renner-Institut, interne Mails), wird auch Wohnbaustadtrat Michael Ludwig dabei sein. Am Wochenende widmete er sich in Venedig der internationalen Bauausstellung und der Architektur-Biennale. Es zeigt sich: Wien wächst rasant, hat aber nur begrenzt Bauland. Geht in zehn Jahren der Platz aus?

Ludwig versucht alles, um die beiden so unterschiedlich gewordenen Seiten wieder zu vereinen, sonst, so weiß er, drohen "soziale Spannungen". Es ist keine leichte Aufgabe, die er da hat, haben sich die beiden Teile in den vergangenen Jahren doch in so gegensätzliche Richtungen entwickelt, dass die Zusammenführung lange dauern wird.

Die Rede ist hier nicht von der Wiener SPÖ, sondern vom Sonnwendviertel und Innerfavoriten. Da der moderne Teil um den Hauptbahnhof, dort der heruntergekommene und abgewohnte Flügel. Die Lösung dieses Dilemmas ist Teil der internationalen Bauausstellung (IBA Wien), die bis 2022 dauert. Bei der IBA offenbart sich ein Problem, das in Riesenschritten auf die Stadt zukommt: Sie wird zu klein.

2,8 Millionen Quadratmeter für zehn Jahre
35.000 neue Bürger im Jahr 2014, 43.000 neue 2015, ein Ende des Flüchtlingsstroms ist nicht in Sicht. Ludwig: "Wir haben 2,8 Millionen Quadratmeter im Portfolio. Damit kommen wir rund zehn Jahre gut aus." Und dann? 50 Prozent der Stadt sind unverbaut und sollen es auch bleiben. Dass der Wienerwald für Wohntürme gerodet wird, komme nicht infrage.

Und so sah sich Ludwig vorsorglich im Japan-Pavillon der Biennale um: Wohnen auf engstem Raum, der Esstisch neben dem Bett, alles winzig - groß ist nur die Klaustrophobie. Für Wien ist das keine Option. Deshalb müsse auch der soziale Wohnbau im Umland gefördert werden. "Von den zehn reichsten Gemeinden sind acht im Umland", so Ludwig. Hier soll die Zusammenarbeit verbessert werden.

"So einen Zustrom können wir nicht bewältigen"
Der Biennale-Beitrag Österreichs dreht sich nur um das Thema Flüchtlinge. Es ist größtenteils eine problemfreie Welt, die gezeigt wird. Gerade Ludwig sieht das realistischer. Dass Wien noch einmal doppelt so viele Flüchtlinge vertrage, wie SPÖ-Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger zur "Krone" sagte, glaubt er nicht: "So einen Zustrom können wir nicht bewältigen."

Hier zeigen sich auch die beiden Flügel der Wiener SPÖ: die Willkommensklatscher da, die Realos dort - wie die Opposition gerne sagt. Bei den Flügelkämpfen geht es nicht mehr nur um die Nachfolge von Bürgermeister Michael Häupl, es geht darum, in welche Richtung sich die SPÖ entwickeln will. Was die Partei dringend braucht: eine Sonnwendviertel-Lösung.

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