"Himmelspalast"

Chinas Raumlabor stürzt unkontrolliert auf Erde zu

Wissenschaft
22.09.2016 10:09

Im September 2011 hat China sein erstes Raumlabor namens "Tiangong-1" (zu Deutsch: "Himmelspalast-1") ins All geschossen. Seither dreht es mit einer Geschwindigkeit von rund 28.000 Stundenkilometern in einer Höhe von 370 Kilometern über der Erde ihre Runden. Damit wird jedoch spätestens Ende 2017 Schluss sein. Denn China bestätigte, dass man die Kontrolle über "Tiangong-1" verlor und das Raumlabor unkontrolliert auf die Erde zurast. Wo es aufprallen wird, können Experten derzeit noch nicht vorhersagen.

Schon Monate vor der Bekanntgabe des erwarteten Absturzes gab es in den chinesischen Medien bereits Spekulationen darüber, ob China nach einem technischem Fehler die Kontrolle über "Tiangong-1" verlor und das Raummodul somit unkontrolliert auf die Erde fallen könnte.

Kollision mit Objekten auf der Erde?
Chinesische Funktionäre erklärten kürzlich anlässlich eines Raketenstarts in der Wüste Gobi, dass das 8,5 Tonnen schwere Modul seine historische Mission "vollumfänglich erfüllt" habe. Irgendwann in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres werde es wieder in die Erdatmosphäre eintreten. "Gemäß unseren Berechnungen werden die meisten Teile beim Wiedereintritt verglühen", sagte der Vizedirektor des bemannten Raumprogramms, Wu Ping, laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Laut Wu ist es unwahrscheinlich, dass das Modul bei seinem Fall den Flugraum beeinflussen oder Schäden auf der Erde verursachen würde. China wolle aber beobachten, ob eine mögliche Kollision mit Objekten auf der Erde bevorsteht.

Dass der Zeitpunkt des Wiedereintritts jedoch so unpräzise angegeben wird, sei laut Experten ein Hinweis darauf, dass China sein Raumlabor tatsächlich nicht mehr kontrollieren kann, wie "Space.com" schreibt. Sonst könnte man das Objekt so steuern, dass es zu einem vordefinierten Zeitpunkt über einem Ozean auf die Erde treffe.

Trümmerteile bis zu 100 Kilogramm schwer
Jonathan McDowell, Astrophysiker an der Harvard-Universität, erklärte dem britischen "Guardian", dass unter den gegebenen Umständen Vorhersagen beinahe unmöglich zu treffen seien. "Sogar noch zwei Tage vorher werden wir den Zeitpunkt nur auf sechs bis sieben Stunden genau bestimmen können. Nicht zu wissen, wann es herunterkommt, heißt nicht zu wissen, wo es herunterkommt." Nur schon geringe Veränderungen der Bedingungen in der Atmosphäre könnten den Landeort von einem Kontinent auf einen andern schubsen, sagte McDowell.

Start der "Tiangong-1" im September 2011:

Er vermutet zudem, dass nicht das ganze Raumlabor verglühen wird. "Es werden Teile von ungefähr 100 Kilogramm zur Erde stürzen. Da kriegt man eine üble Beule, wenn es einen dann trifft. Und ja, die Chancen sind da, dass es Schäden geben könnte. Es könnte zum Beispiel ein Auto zerstört werden. Es wird einige Metallteile herunterregnen, die ein Dach durchschlagen könnten - wie wenn eine Klappe eines Flugzeuges herunterfällt. Aber es wird keine umfassende Zerstörung geben", so der Wissenschaftler.

Animierte Aufnahmen der Tiangong-1:

Nachfolger bereits gestartet
Vergangene Woche hatte China "Tiangong-2" ins All gebracht. Der Start war vom Raumfahrtzentrum Jiuquan in der Wüste Gobi im Nordwesten des Landes erfolgt. Das Instrument soll die Polarisation von sogenannten Gammablitzen messen.

Der Flug des 8,5 Tonnen schweren Raumlabors dient der Vorbereitung für den Bau und Betrieb einer eigenen chinesischen Raumstation, die um 2022 fertig werden soll. Sollte die Internationale Raumstation ISS wie vorgesehen 2024 ihren Dienst einstellen, wäre China danach die einzige Nation mit einem permanenten Außenposten im All. Chinas Raumstation dürfte mit rund 60 Tonnen aber deutlich kleiner sein als die ISS mit ihren 240 Tonnen.

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