Filzmaiers Analyse

Lugner-Antritt: Präsidentschaft ist kein Opernball

Österreich
10.02.2016 18:50

Die Präsidentenwahl ist um eine Kuriosität reicher. Richard Lugner will antreten. Damit bleibt Österreich und seinem höchsten Amt nichts erspart. Nun ist auch der ebenso skurrile Vorgänger und Nachfolger von Frank Stronach im Spiel. Kandidat wird man allerdings nicht durch eine Pressekonferenz, eine selbst gebastelte Umfrage oder ein YouTube-Video.

Sondern es müssen bis 18. März 6000 Unterstützungserklärungen gesammelt werden. Dafür reichen keine Unterschriften auf der Straße, vielmehr müssen entsprechend viele Lugner-Fans zu den Öffnungszeiten zu ihrem Bezirks- oder Gemeindeamt gehen. Also ist offen, ob er es wirklich schafft. Wenn ja, darf er sich einerseits nicht wie 1998 knapp zehn Prozent der Stimmen erwarten. Damals - bei der Wiederwahl Thomas Klestils - gab es nämlich keine offiziellen SPÖ- oder ÖVP-Kandidaten. Diesmal sind fünf starke Bewerber am Start. Da bleiben für Lugner als lebendes Kuriositätenkabinett weniger Stimmen.

Andererseits ist die Verdrossenheit über die etablierte Politik so groß, dass für jeden medienwirksamen Spinner ein gewisser Prozentsatz an Wählern übrig bleibt. Damit Lugner die Stimmen derjenigen aufsammelt, die Politik nicht mehr ernst nehmen wollen, müssen jedoch die Medien mitspielen: Sie berichten über jeden Rülpser eines Kandidaten vom Typus Lugner, obwohl sie wissen, dass er inhaltlich Nullkommanichts zu bieten hat.

Schuld daran sind weniger die Journalisten als jener Teil des Wahlpublikums, der sich an der Seifenoper "Lugnerismus" erfreut.

Demokratie überlebt "Stronach-Effekt"
Jedes Land hat die Politiker, die es verdient. Sie werden nämlich vom Volk gewählt. Weil rund 270.000 Wahlberechtigte bei der Nationalratswahl 2013 für einen im Fernsehen offensichtlich verwirrten Frank Stronach stimmten, ist dessen Partei im Parlament. Zu Recht. Schafft Lugner seine Kandidatur und wählen ihn mehrere Politfrustrierte, muss Österreichs Demokratie das genauso aushalten. Sie wird es überleben. Demokratiequalität sieht freilich anders aus.

Video: Skurrile Antrittsrede von Richard Lugner und Ehefrau Cathy

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