Morde in Afghanistan

So “spazierte” der US-Amokläufer zweimal aus Basis

Ausland
29.03.2012 13:39
17 Zivilisten hat der 38-jährige US-Unteroffizier Robert Bales am 11. März in der südafghanischen Provinz Kandahar getötet. Bisher war jedoch unklar, wie sich der Feldwebel in der Tatnacht gleich zweimal von seinem Stützpunkt entfernen konnte. Einem Bericht der "New York Times" zufolge soll die Militärbasis schlecht bewacht gewesen sein. Brisant ist zudem, dass sich Bales zwischen den Morden einem Soldaten anvertraut haben soll, der ihm allerdings keinen Glauben schenken wollte.

Die Zeitung hatte zuvor berichtet, dass Bales seine Tat in zwei Etappen begangen haben soll.Demnach kehrte der Feldwebel am 11. März nach den ersten Morden auf seinen Stützpunkt zurück. Erst später am Abend sei er erneut aufgebrochen, um in einem anderen Dorf weiter zu töten. Ein genaueres Bild, wie es dazu kommen konnte, liefern nunneue Ermittlungserkenntnisse der "New York Times".

Leichtes Spiel mit Wachposten
Dem Bericht zufolge waren in der Tatnacht afghanische Streitkräfte mit der Sicherung des Stützpunkts betraut. Auf der Basis waren demnach lediglich zwischen 25 und 40 US-amerikanische Soldaten stationiert, weshalb afghanische Einheiten die meiste Zeit mit den Wachaufgaben betraut gewesen seien. Die Afghanen hätten, so die Schlussfolgerung der Ermittler, einen einzelnen Soldaten - der ohne Autorisierung das Camp verlassen wollte - wohl eher passieren lassen als ihre US-Kollegen.

Zumindest ein afghanischer Wachposten soll Bales dann gesichtet haben, als er nach den ersten Morden in das Lager zurückkehrte, zitiert die Zeitung General Abdul Hameedeinen, Kommandeur der afghanischen Streitkräfte der Provinz Kandahar. Unklar ist allerdings, ob dieser einem Vorgesetzten von seiner Entdeckung Bericht erstattete.

Wache sah Bales vor zweiter Mord-Etappe
Beim neuerlichen Verlassen der Militärbasis sei der 38-Jährige aber definitiv von einem afghanischen Sicherheitsposten gesehen worden, der daraufhin seinen Vorgesetzten verständigt habe, schreibt die "New York Times" weiter. Darüber in Kenntnis gesetzt, dass ein US-Soldat abgängig sei, wurden dann jedoch zunächst Schlafquartiere, Küchen- und Sanitäreinrichtungen des Lagers durchsucht - statt sich sofort auf die Fersen des Unteroffiziers zu machen, heißt es in dem Bericht.

Erst mithilfe einer hochauflösenden Infrarotkamera sei Bales schließlich auf einem Feld in der Nähe des Stützpunkts entdeckt worden. Er habe mit dem Gesicht nach unten am Boden gelegen - warum, ist unklar. Kurz darauf sei der 38-Jährige aufgestanden und auf das Lager zugelaufen, wo ihm letztlich seine Waffen abgenommen worden seien. Eine offizielle Bestätigung dieser Ermittlungserkenntnisse gibt es aber bislang nicht.

Zwischen den Morden Geständnis abgelegt?
Brisant ist zudem, dass sich Bales noch vor der zweiten Etappe seines Amoklaufs einem amerikanischen Soldaten anvertraut haben soll. Dieser habe ihm sein Geständnis jedoch nicht geglaubt, so ein namentlich nicht genannter Armee-Beamter gegenüber der "New York Times". Die Aussagen stehen jedoch im Widerspruch zu Angaben von Bales Anwalt, John Henry Browne, der bestritten hatte, dass sein Mandant ein Geständnis abgelegt habe.

Der Anwalt kündigte an, in seinem Plädoyer auf die posttraumatische Stressbelastung seines Mandanten verweisen zu wollen. Er kenne sich mit dem Phänomen gut aus, "und ich bin überzeugt davon, dass dies festgestellt wird".

Anwalt: "Sehr komplizierte Geschichte für Anklage"
Die US-Militärjustiz hat Bales wegen 17-fachen Mordes angeklagt. Sie brachte zudem sechs weitere Anklagepunkte wegen Angriffs und versuchten Mordes vor. Sein Anwalt durfte den Soldaten elf Stunden lang im Militärgefängnis Fort Leavenworth im US-Bundesstaat Kansas besuchen. Er verwies darauf, dass in dem Verfahren konkrete Beweise gegen seinen Mandanten fehlten. "Das wird eine sehr komplizierte Geschichte für die Anklage werden", sagte der Anwalt.

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