In Schweizer Kapelle

Bus-Drama: Eltern müssen ihre toten Kinder identifizieren

Ausland
15.03.2012 18:06
Die Eltern der beim schweren Busunglück in der Schweiz getöteten belgischen Kinder sind am Donnerstag wohl vor dem schwierigsten Weg ihres Lebens gestanden: In der Kapelle von Sitten, dem Hauptort des Kantons Wallis, mussten sie die sterblichen Überreste an Aussehen oder Kleidern als ihre Söhne und Töchter identifizieren.

Die Behörden brachten die Eltern und Angehörigen, die noch am Mittwoch unter psychologischer Betreuung in die Schweiz geflogen worden waren (siehe Bild), bereits Donnerstag früh zu den toten Kindern, teilte ein Sprecher der Kantonspolizei mit. Neben der Identifizierung bot sich den Angehörigen auch die erste Möglichkeit zum Abschiednehmen von ihren tragisch verunglückten Kindern.

Bereits am Freitag wird mit der Überführung der 28 Toten des Busunfalls begonnen, wie das Büro des belgischen Regierungschefs Elio Di Rupo in Brüssel mitteilte. Auch die transportfähigen Verletzten sollen mit Rettungsflugzeugen heim gebracht werden.

Tausende bei Trauergottesdienst in Brüssel
Indes steht Belgien ob des schweren Unfalls unter Schock: Tausende Trauernde gedachten am Mittwochabend in der historischen St.-Pieters-Kirche in Löwen bei Brüssel der ums Leben gekommenen 22 Kinder und sechs Erwachsenen. Der Gottesdienst (siehe Video) wurde vom Brüsseler Erzbischof Andre-Joseph Leonard geleitet und begann mit der Entzündung von 28 Kerzen. Der Apostolische Nuntius in Belgien, Erzbischof Giacinto Berloco, verlas ein Schreiben von Papst Benedikt.

Der Papst betonte in seiner Botschaft, er sei mit den Eltern, Angehörigen und Mitschülern in Trauer vereint, und er schließe sich dem Gebet in Löwen an. Etwa die Hälfte der Opfer waren Schüler des katholischen Kollegs St. Lambertus im Löwener Vorort Heverlee. Erzbischof Leonard hatte vor dem Gottesdienst dem Kolleg einen Besuch abgestattet.

"Träume und Ambitionen in 22 kleinen Särgen verpackt"
Auch die Kommentatoren in den belgischen Zeitungen reagierten mit Entsetzen, Schock und der Frage nach dem Warum. Unzählige Sonderseiten waren in den Donnerstagsausgaben dem tragischen Unglück gewidmet. "An diesem schwarzen Mittwoch war nichts mehr wichtig. Träume und Ambitionen wurden in 22 kleinen Särgen verpackt", schrieb etwa der Editorialist der flämischen Zeitung "De Morgen".

Die Zeitung "Derniere Heure" schrieb: "Belgien weint um seine Kinder", das Blatt "Le Soir" titelte "Schockzustand". Die Kommentatorin bezog sich dann in ihrem Artikel auch auf die fröhlichen Blog-Nachrichten der später verunfallten Kinder: "Wir haben alle einmal auf solche guten Nachrichten gewartet, nachdem unsere Kinder für eine Reise in den Bus oder den Zug gestiegen sind." Genau so hätten "wir alle die Nachricht gefürchtet, welche die Eltern der 22 toten Kinder erhalten haben".

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