Mills hat dabei für seine Erzählung eine renommierte Besetzung gewonnen. Hauptfigur ist Oliver (Ewan McGregor), der nach dem Tod des Vaters Hal trauert. Zugleich beginnt er einen Flirt mit der bezaubernden Anna (Melanie Laurent) auf einer Kostümparty, auf die er als Sigmund Freud gegangen ist.
Verschränkt ist dieser Strang mit Rückblenden auf die letzten vier Jahre im Leben von Olivers Vater (Christopher Plummer). Nach dem Tod seiner Frau wird der 75-Jährige bis zu seinem Krebstod Aktivist der Schwulenbewegung, hat einen Lebensgefährten und überfährt damit bisweilen den Sohn.
Mittels weiterer Zeitebenen aus der Lebensgeschichte der Eltern wird die Narration darüber hinaus auch zum Rückblick auf 50 Jahre Lieben in den USA. Aus dieser vermeintlich überdrehten Konstellation schält sich ein wahrhaftiges Spiel des Lebens, des Alltags, des Zwischenmenschlichen, der Romantik ungeachtet des Alters, erzählt in ruhigen Bildern.
Oliver muss sich nicht nur mit seiner eigenen Haltung zur Beziehung seiner Eltern, zur eigenen Einstellung zu Homosexualität auseinandersetzen, er muss auch die Fragen von Tod und Vergänglichkeit beantworten, die sich durch die Erkrankung des Vaters stellen. Diese Reifung ermöglicht ihm, aus dem stets gleichen Kreislauf auszubrechen, den er mit potenziellen Partnerinnen vollzieht und sich ungeachtet aller Hindernisse Anna zu öffnen.
Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film: Es ist, als hätte der regieführende US-Künstler Mike Mills sein ganz persönliches Familienalbum aufgeschlagen, um darin zu blättern. Entstanden ist ein lyrisch-intimer, wunderbarer, wahrhaftiger Liebesreigen, dem die Magie aller Anfänge innewohnt, wenn es darum geht, neue Gefühlswelten zu entdecken. Pioniere der Liebe, bereit für den "Salto vitale" - ohne Netz und doppelten Boden. Nur samtiger Blues flicht sein Rettungsseil.
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