Einführung abgesagt

Achselschweiß löst bei ‘Nacktscannern’ Fehlalarm aus

Ausland
31.08.2011 14:44
An deutschen Flughäfen wird es zunächst keine Körperscanner zur Sicherheitskontrolle geben. Der Grund: Die sogenannten Nacktscanner waren bei der zehn Monate langen Testphase eher durch Fehlalarme als durch Verkürzungen der Wartezeiten für Passagiere aufgefallen. Falten in der Kleidung oder sogar Achselschweiß hatten die Geräte als Sicherheitsrisiko gemeldet. Bei fünf Prozent der Fehlalarme gab es überhaupt keine Erklärung.

Wie Deutschlands Innenminister Hans-Peter Friedrich am Mittwoch mitteilte, wurde die Einführung der Geräte auf unbestimmte Zeit verschoben. Denn statt die Sicherheitskontrollen am Flughafen zu erleichtern, hatten die Körperscanner bei 49 Prozent der Fälle einen Fehlalarm abgegeben. Die Folge waren aufwendige Nachkontrollen per Hand.

Für einen flächendeckenden Einsatz sei es noch zu früh, teilte Friedrich mit. Wie die "taz" in ihrer Online-Ausgabe berichtet, sei derzeit aber noch nicht einmal klar, wann eine neue Testreihe gestartet werden sollte. Das Problem liege an der Software, heißt es demnach aus Regierungskreisen.

Software muss noch verbessert werden
Diese müsse nun so verbessert werden, dass Schweiß, Kleidung und andere für die Sicherheit unbedenkliche Dinge automatisch vom Computer erkannt würden und nicht zur Auslösung eines Alarms führten, heißt es. Das betreffe etwa auch Gürtelschnallen. Zwar habe die zuständige Firma die Software immer weiter verfeinert, die Verbesserungen seien aber nicht ausreichend gewesen.

Minister Friedrich erklärte in einer Aussendung: "Die Bundespolizei wird die Entwicklung auf diesem Gebiet weiter eng begleiten, sodass wir hoffentlich bald Geräte zur Verfügung haben, die sowohl unseren hohen Sicherheitsansprüchen genügen als auch dem Passagieraufkommen Rechnung tragen."

Körperformen nicht zu erkennen
Bis Ende Juli hatten mehr als 800.000 Passagiere die Scanner am Flughafen Hamburg freiwillig genutzt. Bei dem nun getesteten Modell sind die Körperformen allerdings nicht zu erkennen. Es wird vielmehr auf einem Strichmännchen mit einem gelben Rechteck die Stelle markiert, an der verdächtige Gegenstände vermutet werden. Das Sicherheitspersonal kann dann gegebenenfalls gezielt nachschauen. Die Geräte senden Millimeterwellen aus, die die Haut nicht durchdringen und deshalb als unschädlich für die Gesundheit gelten.

Im Gegensatz zu den gängigen Metalldetektoren können die Körperscanner nicht nur Gegenstände aus Metall erkennen, sondern etwa auch ein Keramikmesser oder Plastiksprengstoff. Im Körper versteckte Gegenstände bleiben aber weiter unerkannt.

Bringen die Scanner tatsächlich mehr Sicherheit?
Kritiker werfen daher die Frage auf, ob die Scanner tatsächlich eine massive Verbesserung der Sicherheit an Bord bringen, und sehen die Gefahr künftiger Terroranschläge viel eher bei der Luftfracht. Diese wird zum Teil auch in Passagiermaschinen transportiert – aber wenig kontrolliert. Das wurde im vergangenen Jahr deutlich, als Anschläge mit Paketbomben aus dem Jemen vereitelt wurden.

In Österreich wurden die Scanner im März 2011 in Schwechat getestet. Das Ergebnis war allerdings eine totale Pleite für das Gerät. Sogar Messer konnten die Testpersonen durch die Kontrolle schmuggeln (siehe Infobox).

Großbritannien und Finnland testen derzeit Röntgenscanner, die sogar im Körper versteckte Gegenstände anzeigen könnten. Deren Einführung ist allerdings in Deutschland kein Thema.

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