"Mit all unserem Empfinden sind wir heute hierher gekommen", sagt Superintendentin Luise Müller beim ökumenischen Gottesdienst, "traurig, Trost suchend." Der Blick der Angehörigen geht hinauf zum mittlerweile geschlossenen Stollen. Dorthin, wo vor zehn Jahren der "Gletscherdrache" um neun Uhr einfuhr.
"Seither ist nichts mehr, wie es war"
"Seither ist nichts mehr in unserem Ort, wie es war", sagt Kapruns Bürgermeister Norbert Karlsböck. "Wir sind eine Gemeinschaft von schmerzvoll Betroffenen geworden. Wir alle in Kaprun dürfen und wollen nicht vergessen. Reichen wir einander in Demut die Hände."
Gerhard Huber, der damalige Landesrettungs-Chef, meinte: "Niemand hat dieses Gefahrenpotential auch nur erahnen können. Wir haben unsere Notfallpläne ändern müssen. Denn es ging vor allem auch um die Verwundungen der Seele." Oberst Fritz Bieber vom Bundesheer war der erste Helfer, der von der Mittelstation aus in den Tunnel ging: "Es war ein Einsatz, der an die Grenzen ging."
Burgstaller: "Versöhnung ist der Königsweg"
Landeschefin Gabi Burgstaller, die gemeinsam mit Bundeskanzler Werner Faymann gekommen ist, sagte: "Versöhnung ist der Königsweg. Und nichts anderes als Versöhnung ist daher unser tief empfundener Wunsch für die Angehörigen all jener Menschen, derer wir heute gedenken." Auch Rudi Neumayr, der seinen achtjährigen Sohn verloren hat, sagt: "Ich muss verzeihen können und nach vorne schauen. Was gewesen ist, ist vorbei."
"Ich kann nicht damit abschließen"
In die Reden mischen sich auch verbitterte Worte. "Ich kann psychisch damit nicht abschließen", sagt Uschi Geiger, die ihren 14-jährigen Sohn Sebastian verloren hat, "weil der Fall für mich nicht geklärt ist." Die Freisprüche vor Gericht, sie erzürnen Bernd Geier vom Verein "Gerechtigkeit für Kaprun": "Wir wollen die wahren Hintergründe der größten Katastrophe in der Geschichte der Zweiten Republik Österreichs erfahren."
von Harald Brodnig und Sabine Salzmann, Kronen Zeitung
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