Anrainer erbost

Riesenwirbel um Gips-Tagebau

Salzburg
10.09.2009 10:27
Fingerdicke Risse in den Häusern, klirrende Gläser im Schrank, wenn gesprengt wird: Alltag rund um den Moldan-Bergbau in Abtenau-Rigaus. Am Mittwoch wurde nun verhandelt, ob die Firma auch an der Oberfläche Gips abbauen darf. Das passiert hier allerdings schon seit Jahren. Die Anrainer sind daher auch sauer auf die Gemeinde – sie informierte über die anstehende Verhandlung erst wenige Tage davor.

35 Kilometer lang sind die unterirdischen Riesenstollen, in denen das Moldan-Werk seit langem Gips aus dem Berg holt. Jetzt will man unweit der Gfatterhofhöhle im Ortsteil Rigaus auf bis zu 4,5 Hektar auch oberirdisch Gips gewinnen. Das Abbau-Ansuchen läuft zwar nur bis 2011, doch Vorräte gibt es dort für 70 Jahre.

Massiver Eingriff
"Schon jetzt wird an der Oberfläche gesprengt", ärgert sich Wiesbach-Bauer Hans Kronreif: "Dabei zieht’s dir die Schuhe aus. Wenn das so weiter geht - dann gute Nacht! Die Abtenauer sind sich in keinster Weise bewusst, was für einen massiven Eingriff der Tagbau für alle im Ort bedeuten würde."

Drei Tage zur Einsicht
Schon jetzt gibt es Schäden an mehreren Häusern. 200 Anrainer wären vom neuen Abbaugebiet direkt betroffen. Sie alle fühlten sich von der Verhandlung am Mittwoch völlig überrumpelt: zur Einsicht in die Moldan-Pläne blieben ihnen nicht einmal drei Tage.

Illegaler Abbau?
Seit zwei Jahren baut der 2007 vom französischen Konzern Saint-Gobain übernommene Betrieb auch an der Oberfläche ab. Bürgermeister Johann Quehenberger beteuerte Anrainern gegenüber: "Und zwar illegal!" Was Moldan-Geschäftsführer Mag. Heimo Berger bestreitet: "Das Projekt wurde von der Behörde genehmigt, ich kann mir nicht erklären, warum das die Gemeinde Abtenau nicht weiß."

Massive Einwände
Die Anrainer brachten bei der Verhandlung am Mittwoch wie angekündigt massive Einwände vor:

  • Der Lärm der Schremmhämmer ist bereits jetzt bis ins zwei Kilometer entfernte Ortszentrum zu hören. Hydromeißel zur Zerkleinerung sind völlig unzumutbar.
  • Es werden massive Auswirkungen auf den Tourismus befürchtet.
  • Staub und Luftverschmutzung mindern die Lebensqualität massiv.

Etappensieg
Nach sieben Stunden Verhandlung konnten die Anrainer schließlich einen Etappensieg für sich verbuchen. Die Behörde entschied: "Es wäre ein völliger Neuanfang, alte Genehmigungen sind hier nicht gültig." Die Verhandlung wurde vertagt, die Anrainer wollen jetzt eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchsetzen.

Erlaubnis, Landschaft zu zerstören
Bauer Hans Kronreif: "Was mir im Herzen weh tut: Wir Bauern hegen und pflegen die Landschaft. Und einem profitorientierten französischen Konzern wollen unsere Behörden einfach erlauben, unsere schöne Landschaft zu zerstören."

von Wolfgang Weber, Kronen Zeitung

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