Unfassbares Leid

Tierfreundin entlarvt skrupellosen Welpenhändler

Tierecke
29.12.2017 10:25

Man könnte meinen, es hätte sich mittlerweile herumgesprochen, was beim Kauf eines Hundes zu beachten ist. Doch immer wieder fallen gutgläubige Käufer auf die sogenannte Welpenmafia herein. Die Händler verdienen Unsummen, die Tierhalter sitzen mit schwer kranken und verhaltensgestörten Vierbeinern da. Wie professionell die Drahtzieher ihre Machenschaften verschleiern, deckte jetzt eine Tierfreundin durch monatelange Arbeit auf.

Bereits vor Monaten wurde die engagierte Tierfreundin Anita W. auf seltsame Inserate im Internet aufmerksam. Da wurden Welpen verschiedenster Rassen zu auffallend günstigen Preisen angeboten, mit den gleichen (oft von anderen Seiten gestohlenen) Bildern, aber unterschiedlichen Namen. Das Deutsch einwandfrei, die Telefonnummern ständig wechselnd. "Ich bin stutzig geworden und habe nachgeforscht. Es hat sich herausgestellt, dass der Händler sogar eine eigene Homepage betreibt“, erzählt Anita W..

Verkäufer lockt Interessenten über die Grenze
Ein Laie könnte auf den ersten Blick meinen, es wäre alles in Ordnung: Da ist von Impfungen, Mikrochip, EU-Heimtierausweis und Kaufvertrag die Rede, doch schnell tischt der Mann den Interessenten folgende – bei der Welpenmafia sehr beliebte – Geschichte auf: Die Welpen hätte der Schwiegervater gezüchtet, dieser lebe knapp hinter der Grenze in Tschechien. Fallen die Käufer darauf herein und holen das Tier dort ab, so importieren sie es selbst nach Österreich. Illegal, da die Papiere zumeist gefälscht sind. Die Welpenmafia umgeht so erfolgreich unsere Gesetze.

Impfpässe gefälscht: Welpen oft todkrank
"Die Eintragungen in den Impfpässen waren derart gut gefälscht, dass kaum jemand Verdacht schöpft. Aber einige Hunde erkrankten bereits nach kürzester Zeit schwer an Parvovirose", so Anita W.. Diese hoch ansteckende Infektionskrankheit kostet gerade Jungtiere oft das Leben, die Behandlungskosten verschlingen schnell mehrere Hundert Euro. Auch chronische Erkrankungen stehen an der Tagesordnung. Anita W. hat es in Zusammenarbeit mit der Polizei und der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" geschafft, einige Geschädigte ausfindig zu machen. "Leider ist die rechtliche Handhabe schwierig, da der Verkauf über der Grenze stattfindet."

Die Welpenhändler agieren selten alleine und sind meistens in Netzwerken organisiert. "In diesem Fall wurde der Mann von mindestens zwei weiteren Personen unterstützt, die sich immer als Schwiegersohn beziehungsweise -tochter vorgestellt haben und nur für den telefonischen Kontakt zuständig waren", berichtet Anita W.. Sie konnte dem Händler insgesamt 17 verschiedene Pseudonyme zuordnen, unter denen er Online-Inserate geschalten hatte. Die Zielgruppe sind Menschen aus Österreich und Deutschland, denen eine durchschnittliche Wartezeit von drei bis zehn Tagen auf einen Rassewelpen nicht ungewöhnlich erscheint. Insgesamt bietet der Mann etwa 50 verschiedene Hunderassen an.

Gesetzgeber verbot Privatinserate
Um Händlern wie diesem Einhalt zu gebieten, hat der Gesetzgeber das öffentliche Feilbieten durch Privatpersonen verboten – betroffen sind nicht nur Internetseiten, sondern auch Printmedien oder Flugblätter. Davon ausgenommen sind gewerbliche Züchter, Tierheime, das Inserieren landwirtschaftlicher Nutztiere und einiges mehr. Die Gesetzesänderung stieß auf großen Widerstand, private Notvermittlungen älterer Vierbeiner wurden daher wieder erlaubt. Welpen-Anzeigen auf österreichischen Internetplattformen wie im Fall des von Anita W. entlarvten Händlers sind nach der Gesetzesänderung jedenfalls nicht mehr legal.

"Wir dürfen den Kampf nicht aufgeben!"
Ein Happy End ist generell selten. Die Hundefarmen der Welpenmafia befinden sich im Ausland, und die Händler umgehen das heimische Recht mit allen Tricks. Selbst engagiertes Einschreiten von Behörden und Tierschutzorganisationen führt selten zu einer Gefängnisstrafe. "Dennoch dürfen wir den Kampf nicht aufgeben", appelliert "Krone"-Tierexpertin Maggie Entenfellner. "Am wichtigsten ist nach wie vor die Aufklärung der Interessenten. Kaufen Sie bitte keine Hunde und Katzen aus dem Internet oder einem Geschäft, schon gar nicht irgendwo am Straßenrand! Sie finanzieren damit unsägliches Leid und holen sich gegebenenfalls ein krankes oder verhaltensgestörtes Tier ins Haus!"

Mehr zum Theme illegaler Welpenhandel sowie nützliche Tipps finden Sie HIER.

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