"Sein Chef"

“Komm niemals durch die Hintertür”

Kärnten
15.10.2008 18:45
"Immer vorne rein - das war sein Motto", sagt Friedl Schager, der als Chauffeur mit Jörg Haider 400.000 Kilometer heruntergespult hat. In "konstant flottem Tempo", so, wie der Landeschef auch gestorben ist. "Krone"-Redakteurin Kerstin Wassermann hat ihn nach dem tragischen Tod seines Chefs zum Interview gebeten.

Wo Haider war, waren Sie in den vergangenen Jahren nicht weit - außer in der Nacht des Unfalls.
Wir waren den ganzen Tag zusammen unterwegs. Am Abend hat er dann gemeint, dass der Termin in Velden abgesagt ist und er ins Bärental zur Familie fährt. Ich habe noch vorgeschlagen, dass ich ihn chauffiere und vor allem den Wagen wasche, aber er hat abgewunken: Lass nur! Um 19 Uhr habe ich ins Fahrtenbuch eingetragen, dass der Chef den Wagen nun selbst übernimmt. Dass er doch zu der Veranstaltung gefahren ist - er wird sich wohl haben überreden lassen. So war er einfach.

Wie war er denn?
Da können sie jetzt alle reden, was sie wollen: Für mich war der Jörg Haider eine besondere Persönlichkeit. Ein Mensch, der auf jeden zugehen konnte. Der sich um andere kümmerte.

Sie haben viel Zeit miteinander verbracht. Wie gut lernt man sich da kennen?
Ich weiß, was er weiß. So einfach ist das. Das war schon ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis zwischen uns. Wir haben ja oft 15 bis 17 Stunden am Tag miteinander verbracht. Und das sieben Tage die Woche! Beim Landeshauptmann ging es ja Vollgas durch. Andere Chauffeure haben das keine 14 Tage ausgehalten.

Ein Leben am Limit?
Was heißt das schon? Über mich sagt man auch, dass ich rase, weil ich in gut zwei Stunden in Wien bin. Das stimmt nicht. Ich fahre einfach immer auf Zeit und konstant flott.

Wie fuhr Ihr Chef?
Auch sehr zügig - so wie ich. Aber Sie müssen auch an das Auto denken. Der Phaeton, der spielt ja alle Stückerln, das ist ein Wagen, bei dem man bei 140 km/h auf den Tacho schaut, um zu überprüfen, ob er nicht doch steht...

Kennen Sie den Unfallort?
Ich wohne in Ferlach, fahre diese Strecke seit über 40 Jahren. Auch Jörg Haider kannte sie gut. Und mit dem Phaeton war er vertraut; ist oft damit gefahren, wenn er bis 22, 23 Uhr im Büro war und dann heimwollte oder mit seiner Gattin zum Essen fuhr. Den Wagen hat er sehr gemocht.

Das Auto war relativ neu.
Ja, den ersten Phaeton haben wir bei rund 150.000 Kilometern eingetauscht. So viel hatten wir in zwei Jahren drauf. Und der neue - da sind wir in den zehn Wochen auch auf 37.000 Kilometer gekommen.

Rund um den Unfall ranken sich viele Gerüchte.
Dass am Fahrzeug manipuliert wurde, kann ich mir nicht vorstellen! Dafür war der Landeshauptmann zu beliebt, das hätte höchstens ein Irrer tun können. Aber die Untersuchungen haben ergeben, dass es keinen technischen Defekt gegeben hat, oder etwa nicht?

Wie haben Sie von Haiders Tod erfahren?
Man hat mich mitten in der Nacht angerufen und gesagt, dass der Chef einen Unfall hatte. Ich war noch schlaftrunken und dachte, ich soll ihn holen kommen; habe schon überlegt, wie ich ein anderes Auto organisieren könnte, aber dann hieß es: Du brauchst ihn nicht mehr abholen, der Chef ist tot.

Eine schlimme Nachricht.
Sehr schlimm. Es ist so, als ob ein Verwandter stirbt. Beim Tod meiner Mutter war der Chef für mich da. Jetzt bin ich es für seine Familie.

Wie gehts für Sie beruflich weiter? Sie fahren bereits seit 40 Jahren für das Land.
Stimmt. Da habe ich noch den Sima oder den Wagner chauffiert, später den Zernatto. Aber ich war nie fix bei einem Politiker, das wollte ich nie - bis zum Haider. Bei uns hats einfach gepasst. Mir hat auch seine Haltung imponiert: ,Komm nie durch die Hintertür, geh immer vorne rein. Das hat er bei einer Demo in Wien gesagt. Und ihm hab ich in die Hand versprochen, dass ich bis zur Wahl bei ihm bleib. Schaun wir einmal, was sich da jetzt noch so tut.

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