Rettungsanker
Teil der Gewerkschaften stimmt für Sanierung
In dem Abkommen wird festgelegt, dass die Alitalia künftig 12.500 Mitarbeiter haben soll, um 11.500 weniger als bisher. Die Übereinkunft wurde von Vertretern der Gewerkschaftsbünde Cgil, Cisl, Uil und Ugl unterzeichnet. Die fünf anderen Gewerkschaften wiesen das Abkommen als "Provokation" zurück, da die unterfertigenden Gewerkschaftsbünde die Alitalia-Belegschaft nicht repräsentierten. Die fünf Gewerkschaften hatten den ganzen Abend vergeblich darauf gewartet, zu den Verhandlungen im italienischen Arbeitsministerium hinzugezogen zu werden, wo über neue Vorschläge des CAI-Konsortiums beraten wurde.
Piloten zu Kompromiss bereit?
Die "New York Times" (Onlineausgabe) berichtete, auch die Pilotengewerkschaft habe am Sonntag mehr Bereitschaft gezeigt, über Entlassungen und Gehaltskürzungen zu reden. Die Verhandlungen über die Sanierung der verlustträchtigen Fluggesellschaft waren am Freitag wegen des Widerstandes der Gewerkschaften gegen die geplanten Einschnitte abgebrochen worden.
Das Unternehmerbündnis verlangt auch einen einheitlichen Kollektivvertrag für alle Alitalia-Mitarbeiter. Darüber konnte bei der Krisensitzung jedoch keine Einigung erzielt werden, weswegen die Gespräche am Montagvormittag fortgesetzt werden sollen. Cisl-Generalsekretär Raffaele Bonnani sagte, die Unterzeichnung des Rahmenabkommens sei "ein erster wichtiger Schritt zur Rettung der Alitalia" gewesen.
Kündigungsbriefe werden verschickt
Bereits vor der Einigung war bekanntgeworden, dass der Sonderkommissar der Alitalia, Augusto Fantozzi, am Montagvormittag die ersten Kündigungsbriefe an das Personal verschicken wird. Fantozzi hatte am Samstag mitgeteilt, dass Alitalia möglicherweise bereits am Montag die Flüge einstellen müsse. Die Treibstoffreserven gingen zur Neige und die finanziell klamme Airline bekomme kein neues Kerosin mehr, warnte Fantozzi die Gewerkschaften. Allerdings nahm der staatlich kontrollierte Energiekonzern ENI laut "NYT" seine Drohung wieder zurück, Alitalia kein Kerosin mehr zu liefern.
Zum Auftakt der Verhandlungen am Sonntagabend hatte eine Gruppe von Piloten vor dem Arbeitsministerium demonstriert. Die Gruppe von rund 100 Alitalia-Angestellten beschimpfte auch den Sonderkommissar der Alitalia, Augusto Fantozzi. "Mörder, Mörder!", riefen die Demonstranten.
Berlusconi warnt Gewerkschaften
Berlusconi hatte den Gewerkschaften am Sonntag ein Ultimatum gestellt. Bleiben die Gewerkschaften bei ihrer Ablehnung für den Rettungsplan, müsse für die die Airline die Insolvenz erklärt werden. Der Regierungschef hatte eine Gruppe von 16 Investoren aus Italien zusammengebracht, die die rentablen Bereiche der bisher noch halbstaatlichen Alitalia übernehmen sollen. Verlustbringer sollten in einem anderen Unternehmen verbleiben und abgewickelt werden.
Alitalia schreibt seit Jahren hohe Verluste und konnte den Betrieb in den vergangenen Monaten nur durch einen Überbrückungskredit aufrechterhalten. Das Unternehmen hatte sich Ende August für pleite erklärt und wurde unter die Verwaltung von Fantozzi gestellt.
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