Tödliche Frauen

Schon 16 von Frauen verübte Anschläge im Irak

Ausland
11.06.2008 09:30
Eine Irakerin hat sich als Schwangere verkleidet: Unter dem Tschador trägt sie Sprengstoff, den sie mitten in einer Hochzeitsgesellschaft zündet - mehr als 30 Menschen werden getötet. Eine Jugendliche nähert sich anderntags freundlich einem irakischen Soldaten - dann zündet sie ihren für beide tödlichen Sprengstoffgürtel. Beide Anschläge des vergangenen Monats zeigen, dass immer häufiger Frauen für Terroranschläge eingesetzt werden.

"Wir müssen handeln", forderte Faiza Sajjid Alwan, sunnitisches Mitglied des Provinzrates in Diala (Diyala), die selbst schon drei Anschläge auf ihr Leben überstanden hat. Die Aufständischen versuchten, hoffnungslose und arme Frauen auf ihre Seite zu ziehen. "Wir müssen schneller sein und diese Frauen retten, indem wir ihnen helfen, sie ausbilden und ihnen bessere Chancen eröffnen", sagte Alwan auf einer Tagung zu Frauenthemen im nordirakischen Erbil.

Al-Kaida holt sich arme Frauen
Nach Zahlen der US-Streitkräfte gab es 2006 nur vier von Frauen ausgeführte Selbstmordanschläge, ein Jahr später waren es bereits acht und in diesem Jahr waren es bis einschließlich Mai 16. "Al-Kaida schnappt sich die, die keine Arbeit haben, ungebildet und verzweifelt sind", sagte Generalmajor Mark Hertling der Nachrichtenagentur AP. Den Frauen werde für ihren Einsatz von den Terroristen oft versprochen, man würde nach ihrem Tod für ihre Familien sorgen, sagte Hertling. Das stelle sich aber zumeist als Lüge heraus.

Frauen unauffälliger
Der Einsatz von Frauen und sogar Kindern als Attentäter ist den US-Streitkräften zufolge ein Versuch der Al-Kaida, die strengen Sicherheitsmaßnahmen im Land zu umgehen. Irakische Frauen werden an von Männern bewachten Checkpoints oft nur durchgewunken - unter dem weiten Tschador können sie dabei problemlos Sprengstoff verstecken.

Während die Gewalt im ganzen Land fünf Jahre nach dem US-Einmarsch abnimmt, steigt die Zahl der gewaltbereiten Frauen - eine Entwicklung, die der Irak bislang nicht kannte. "Al-Kaida und die Aufständischen sind verzweifelt und wollen sicherstellen, dass ihre Sache und ihre Organisation am Leben bleibt", sagte die Terrorismusexpertin Farhana Ali vom unabhängigen US-Forschungsinstitut Rand Corporation. "Die Beteiligung der Frauen hält ihre Sache am Leben."

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