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13.11.2025

Wintersport Salzburg

Helden der Nacht

Am Kitzsteinhorn arbeiten Bernhard Steiner und sein Team jede Nacht für perfekte Skipisten.

Foto: BERND RITSCHEL

Wenn sich die letzten Skifahrer ins Tal verabschieden, beginnt für sie erst der Arbeitstag - oder besser gesagt: die Nacht. Mit bis zu 650 PS-starken Pistenraupen startet die Präparierung der Skiflächen, selbst dann, wenn Wind und Schnee über das Kitzsteinhorn peitschen.

Bernhard Steiner aus Niedersill leitet das 15-köpfige Team der Pistenpräparierung. "Wenn's richtig schneit, haben wir noch 15 Aushilfen", erzählt der Pinzgauer. Punkt 16 Uhr wird gestartet - sobald die letzte Kontrollfahrt meldet, dass kein Skifahrer mehr auf der Strecke ist.

Dann übernehmen sie: neun der 15 tonnenschweren Raupen, die Nacht für Nacht über die 42 Kilometer Pisten am Gletscher rollen. Drei davon sind sogenannte Windenmaschinen - echte Kraftpakete, die mit 1450 Meter langen Stahlseilen gesichert sind. "Damit kannst du fast anderthalb Kilometer vom Ankerpunkt entfernt auf den steilsten Pisten arbeiten. Da darf kein Fehler passieren", sagt Steiner.

Und Fehler passieren nicht. Auch nicht, wenn draußen die Welt verschwindet. Whiteout nennen sie das. Kein Horizont, kein Kontrast, keine Orientierung - alles ist weiß. "Da siehst du nicht einmal mehr den Hang, auf dem du stehst", beschreibt Steiner. "Dann fährst du nur noch nach Gefühl und GPS. Ohne Erfahrung geht nichts."

Bis zu 600 Kilometer legt die Pistenraupen-Flotte in einer Nacht zurück. Gegen 23 Uhr ist meistens Schluss - außer, es schneit ohne Pause. "Dann starten wir erst um halb vier in der Früh, damit die Pisten um neun Uhr fertig sind." Und das alles bis hinauf auf fast 3000 Meter Seehöhe.

Zwei Nächte pro Woche schlafen die Fahrer am Berg - jeder in seinem kleinen Zimmer auf 2450 Metern. "Wir sind von Oktober bis Juni heroben - rund hundert Nächte im Jahr." Im Team: 15 Vollzeitfahrer - darunter zwei Frauen. Anna und Renate sitzen genauso selbstverständlich im Pistengerät wie ihre Kollegen. "Die zwei machen das richtig stark. Da zählt nicht, ob Mann oder Frau - da zählt Können."

Und wenn der Morgen anbricht, wenn die Sonne über die Hohen Tauern steigt und die Pisten im ersten Licht glitzern, dann wissen Bernhard und sein Team, wofür sich jede arbeitsintensive Nacht lohnt. "Wenn du siehst, dass alles perfekt ist, bist du einfach stolz. Da ist's egal, ob du die ganze Nacht keinen Stern gesehen hast."

Auch beim Sprit denkt man weiter: Die gesamte Flotte fährt mit HVO100, einem biologisch abbaubaren Treibstoff. Denn selbst bei Schnee, Eis und Dunkelheit gilt hier oben am Kitzsteinhorn: Die Verantwortung endet nicht an der Talstation. 


von Hannes Wallner