In Wagrain, in Dienten am Hochkönig oder in Obertauern stehen Hütten, die seit Jahrzehnten von denselben Familien geführt werden. Sie haben miterlebt, wie der Skisport vom Abenteuer zur Infrastruktur, vom Holzski zum Carving, vom Tagesausflug zum Wintertourismus wurde.
Und sie haben überstanden, was in den Bergen nicht wegzudenken ist: harte Winter, kurze Saisonen, Personalmangel, Preisdruck und die Frage, wie man Tradition nicht zur Dekoration werden lässt.
Mut, der belohnt wurde
Die Sonnalm in Wagrain etwa begann 1971 als kleines, unsicheres Projekt. Als Anton und Barbara Maurer eine kleine Hütte am Grafenberg kauften, war der Skitourismus gerade erst dabei, groß zu werden. Vieles war unsicher.

Doch sie sahen die Chance und glaubten daran, dass die Menschen in den Bergen mehr suchen als Abfahrten: Wärme, Gemeinschaft und ein gutes Essen nach frischer Luft.
Nach der Übernahme von Ernst und Martha Maurer wurde ein Zubau realisiert. 2012 schließlich trat Sohn Andreas in die Fußstapfen und machte das weiter, was die Familie immer ausgezeichnet hat: behutsam modernisieren, ohne das Herzstück anzutasten. So verbindet die Sonnalm heute zeitgemäße Architektur mit traditionellen Holzarbeiten.
Gäste stehen gerne am warmen Kachelofen, hören den Wind draußen und haben das Gefühl, hier könne Zeit pausieren. Ihr Mut zahlte sich aus. Die Sonnalm wurde über die Jahre zu einem beliebten Treffpunkt, insbesondere für Stammgäste, die sich Jahr für Jahr wiederfinden.
Die Seniorchefs sehen noch immer nach dem Rechten. Nicht, weil sie müssen, sondern weil die Sonnalm Teil ihres Lebens ist.
Wo man das Alte nicht konserviert, sondern neu belebt
Auch auf der Bürglalm in Dienten am Hochkönig ist der Begriff „familiengeführt“ kein Schlagwort, sondern Arbeitsalltag. Die Alm ist seit 1900 in Besitz der Familie Bürgler, damals noch per Handschlag gekauft. Heute stehen Anton und Gabi Bürgler und ihre Kinder Katharina und Michael gemeinsam in Küche, Stall und Gastraum. Vieles, was hier serviert wird - Milch, Kräuter, Wild, Marmeladen, Sirupe - stammt aus eigener Bewirtschaftung oder unmittelbarer Nähe. Auf 1.597 Metern, mit Blick auf Hochkönig, Steinerne Meer und die Leoganger Steinberge ist die Atmosphäre bodenständig.
Bei der Modernisierung orientierte sich die Familie an einem Satz, der ihnen wichtig ist:„Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.“ Dieser Leitgedanke beschreibt die Bürglalm wohl besser als jeder andere. Der Umbau 2005 folgte keinem Trend, sondern einem Versprechen: Das Alte bleibt sichtbar. Neues dort, wo es gebraucht wird.


Wer hier sitzt, weiß schnell, dass „Regionalität“ kein Schlagwort ist, sondern ein System aus Arbeit, Wissen und Nähe. Im Sommer Viehwirtschaft, im Winter Skihütte. Und immer: Gastgeber mit Herz. „Die Bürglalm ist für uns kein Projekt, sondern Teil des Familien-lebens. Hier arbeiten mehrere Generationen zusammen.“ Früher Start, lange Tage, und dazwischen die Arbeit, die niemand sieht - vom Transport bis zur Vorbereitung. Was bleibt, ist die Selbstverständlichkeit, dass jede Generation dort weiterarbeitet, wo die vorige aufgehört hat. Am Schaidberg oberhalb von Obertauern steht die Alte Almeine Hütte, die lange bevor der Wintersport das Tal prägte, als einfache Sommeralm bewirtschaftet wurde.
In den Wintermonaten bot sie Jägern und Hirten Schutz, mehr Unterkunft als Gastbetrieb. Als Ende der 1920er-Jahre die ersten Skifahrer die Hänge für sich entdeckten, wurde aus dem Zufluchtsort eine Einkehrstation. Seit 1958 ist die Hütte im Besitz der Familie Kirchgasser, die sie seitdem durchgehend und inzwischen in dritter Generation mit viel Leidenschaft führt. Im Jahr 2001 wurde sie neu errichtet, heute leiten Petra und Niki Kirchgasser den Betrieb. Beide sind Edelbrandsommeliers und verbinden die Hüttenwirtschaft mit einer Besonderheit: In der Alten Alm befindet sich mit der Tauernbrennerei die höchstgelegene Schaubrennerei Österreichs.


Während Petra vor allem im Service arbeitet - auf der Speisekarte stehen vor allem regionale Produkte - und viele Stammgäste persönlich kennt, ist Niki in wechselnden Bereichen im Einsatz - in der Küche, bei Verkostungen oder draußen, wenn Schnee geräumt werden muss.
Es sind Häuser, in denen die nächsten Schritte nicht laut angekündigt, sondern einfach gemacht werden. In denen Veränderungen langsam und nachvollziehbar passieren. Familien, die weitermachen, weil sie es können und wollen - nicht, weil es Tradition verlangt. Sie alle haben Wege gefunden, das Gewachsene zu schützen und gleichzeitig weiterzugehen.
Und solange Menschen nach einem langen Skitag einen Ort suchen, an dem man sitzen, essen und kurz durchschnaufen kann, werden diese Hütten bleiben. Nicht als Nostalgie, sondern als Teil des Rhythmus am Berg. Diana Krulei