Wenn der Winter das Salzburgerland in tiefes Weiß taucht, zieht es sie wieder hinaus - jene, die lieber ihre eigene Spur ziehen als im Lift Schlange zu stehen. Skitourengeher, die den Lärm des Alltags hinter sich lassen und die Ruhe der Berge suchen.
Einer, der sie alle kennt, ist die Salzburger Alpinlegende Günter Karnutsch, der auch die bekannte und renommierte Bergsteigerschule Salzburg Alpin leitet.
"Was mich freut“, sagt er mit einem Schmunzeln, "ist, dass es bei uns immer noch Ecken gibt, wo man ganz allein unterwegs ist. Man braucht nur ein bisschen Gespür - und die Fähigkeit, eine Karte zu lesen." Denn während die meisten Tourengeher zu den bekannten Hotspots wie in den Lungau pilgern, um aufs Mosermandl (2680 m) oder die Aignerhöhe (2104 m) zu gehen, findet der, der genau hinsieht, noch immer stille Täler und einsame Gipfel.
Eine seiner Lieblingstouren führt hinauf auf das Weißeck - ein mächtiger, 2711 Meter hoher Gipfel, steil, fordernd, wunderschön. "Die Tour ist ein Traum", schwärmt Karnutsch, "aber sicher nicht für jeden." Der Anstieg dauert rund fünf Stunden, der Schnee muss passen, und wer oben stehen will, braucht Erfahrung - und Respekt. "Es ist keine Tour für Selbstdarsteller. Wer sich nicht sicher ist, nimmt besser einen Bergführer oder lässt sich vorher ausbilden."
Für Günter Karnutsch ist nämlich eines klar: Wer ins freie Gelände geht, muss wissen, was er tut. "Das lernt man nicht an einem Wochenende. Wir bieten bei Salzburg Alpin Kurse an, wo man Skitourengehen von Grund auf lernt - Lawinenkunde, Routenplanung, Risikoeinschätzung."
Denn: "Nur wer versteht, was er macht, kann sicher genießen."
Für Diskussionen sorgt unterdessen das Skigebiet Obertauern: Zum ersten Mal werden heuer Tourengeher von den Pisten verbannt. Jahrelang hatte man dort sogar mit eigenen Aufstiegsspuren geworben - nun ist Schluss. "Das wird spannend, wohin die Pistengeher ausweichen werden", meint Karnutsch. "Vielleicht entdecken sie dabei ja das echte Tourengehen - abseits der Lifte, dort, wo man die Natur wirklich spürt."


Denn Skitourengehen ist längst mehr als ein Trend. Es ist eine Rückkehr - zum Ursprung zum einfachen Gehen, Spüren, Staunen. "Für mich ist jede Tour ein Stück Freiheit“, sagt der Bergführer. "Man verlässt die Welt da unten, Schritt für Schritt. Und wenn du dann oben stehst, allein in der Stille, dann weißt du wieder, warum du das machst."
von Hannes Wallner