Das freie Wort

Klopapier und Shrinkflation

Offenbar halten einige Hersteller ihre Kundschaft für bemerkenswert blind – oder zumindest für zu beschäftigt, um nachzuzählen, wie viele Blätter heute noch auf einer Rolle Toilettenpapier sind. Während auf der Vorderseite der Packung mit „Mega“ oder „XXL“ geprahlt wird, schrumpfen Blattzahl und -größe still und leise dahin. Das Ergebnis: Die Rollen werden dünner, die Geldbörsen leerer und die Marketingabteilung klopft sich für die „Innovation“ auch noch auf die Schulter. Natürlich könnte man den Preis einfach ehrlich anheben – aber wie viel eleganter ist es doch, das Produkt scheibchenweise zu verkleinern, bis man für eine vermeintliche Familienpackung faktisch ein Sparpaket bekommt. Während der Kunde an der Kasse brav zahlt, wird im Hintergrund an Blattbreite, Blattlänge und Rollendurchmesser gedreht. So wird aus dem täglichen Grundbedarf ein perfektes Lehrbuchbeispiel für schrumpfende Produkte bei steigenden Preisen. Die Botschaft an die Verbraucher scheint klar: Zählt ruhig nach, wenn ihr Zeit habt – wir drucken derweil noch ein paar bunte Siegel auf die Verpackung, damit ihr euch über das „Schnäppchen“ freut. Wer Vertrauen in Handel und Industrie behalten will, muss mittlerweile nicht nur den Grundpreis lesen, sondern fast schon mit Lineal und Taschenrechner einkaufen gehen.

Werner Böhm, Heidenreichstein

Erschienen am Di, 2.12.2025

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