Außerhalb Rotchinas ist die Frage durchaus naheliegend, warum Peking die vor vielen Jahrzehnten erfolgte Abspaltung Taiwans noch immer nicht „verkraftet“ hat. Im Vergleich zur Volksrepublik wirkt das winzige „2. China“ wie ein Rettungsboot auf einem Ozeanriesen! Doch offenbar handelt es sich dabei um einen wunden psychologischen Punkt in der Historie, der jegliches pragmatische Denken in der Gegenwart überlagert. Auch Putins Vision einer Heimholung der „verlorenen russischen Erde“ passt in dieses Schema! Sogar die Werbung für den britischen EU-Austritt stand unter dem Aspekt, man wolle die Zeiten des Empire, als Britannien „die Meere beherrschte“, auf diese Weise reaktivieren. Dass Peking, Moskau und London mit dieser Vergangenheitsfixierung viel in der Gegenwart zerstören, scheint zweitrangig zu sein. Aber auch Frau Pelosi scheint die taktische politische Vernunft abhandengekommen zu sein: Ihr offensichtlicher (hier positiver) Altersstarrsinn hat sie zur härtesten Gegnerin Donald Trumps gemacht, und das war ja keineswegs schlecht. An ihr hatte sich der Fake-News-Rekordhalter die Zähne ausgebissen. Und auch jetzt heizt sie ihm im U-Ausschuss zu seiner persönlichen Verantwortung bei der Stürmung des Kapitols gehörig ein! Doch außenpolitisch spielt die Vorsitzende im US-Repräsentantenhaus in einer ganz anderen Liga. Da braucht es vor allem eine gute Kenntnis dessen, womit man es wirklich zu tun hat; ein Punkt, den Vertreter des Weißen Hauses schon oft unterschätzten. Die USA sind schließlich nicht die Einzigen, die Interessen verteidigen; unnötige Risiken gilt es zu vermeiden. Was Pelosi mit diesem „Reizen des chinesischen Drachen“ betreibt, könnte, im schlechtesten Fall, sogar für das zu beschützende Taiwan zur Katastrophe führen. Ihre weltpolitische „Geisterfahrt“ beinhaltet einen Nervenkitzel, auf den wir gern verzichten können.
Helmut Magnana, Wien
Erschienen am Fr, 5.8.2022
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