Das freie Wort

Rede an Kinder und Jugendliche, die leider nie gehalten wurde

Liebe Kinder und Jugendliche in Österreich, das Coronavirus hat unser aller Leben auf den Kopf gestellt, das Leben von uns Erwachsenen und das Leben von euch. Es liegen drei Monate hinter uns, die vor allem anders und meist auch schwierig und unangenehm waren. Deshalb sollt ihr wissen: Wir Erwachsenen sind sehr, sehr froh, dass es euch gibt! Jedes Kind, jede Jugendliche und jeder Jugendliche in Österreich ist uns wichtig: Du bist uns wichtig! Ihr habt bei allen strengen Maßnahmen mitmachen müssen: Ihr habt nicht mehr in die Schule gehen können. Die Jüngeren von Euch wurden nicht mehr in den Kindergarten gebracht. Die Älteren von euch konnten ihre Lehre nicht fortführen oder haben ganz ihren Job verloren. Kein Sportverein, kein Fußballplatz, keine Musikstunden, kein Spielplatz mehr. Plötzlich habt ihr viel mehr zu Hause bleiben müssen. Ihr und eure ganze Familie, mit der ihr zusammenwohnt. Da war manchmal nicht genug Platz, damit ihr alleine sein konntet. Vielleicht habt ihr nicht einmal ungestört telefonieren können. Eure Freunde und Freundinnen habt ihr nicht schnell im Park, am Platz treffen können. Es ist übrigens ganz normal, dass es in so einer Zeit auch mehr Streitereien gibt, zwischen Mama und Papa, zwischen euch und Mama, Papa, der Schwester oder dem Bruder. Wir Erwachsenen waren besorgt. Besorgt, dass in der Familie alle gesund bleiben, die Oma, der Opa. Besorgt, wie es in unserer Arbeit weitergeht. Besorgt, ob zu Hause noch genügend Geld für die Miete, für das Essen, für das Gewand übrig bleibt. Besorgt, dass es euch trotz allem noch gut geht. Es war nicht leicht. Gerade ihr solltet nicht solche schwierigen Situationen durchleben müssen. Kinder und Jugendliche brauchen Bewegung, Freiheit, Sicherheit, Intimsphäre, Freundschaften. All das habt ihr nicht gehabt. Das tut mir leid, und dafür möchte ich mich bei euch entschuldigen. Gleichzeitig will ich euch Danke sagen. Ihr habt Abstand gehalten. Ihr habt die Hygiene-Maßnahmen toll mitgetragen und tut das noch immer. Niemand darf euch wehtun, das ist in Österreich verboten. Leider halten sich nicht alle Erwachsenen daran. Ich hoffe sehr, dass es euch gut geht. Wenn ihr merkt, dass der Stress immer größer wird, dann sagt uns Erwachsenen das bitte auch. Sucht eine Person, zu der ihr volles Vertrauen habt, und erzählt ihr alles. Vielleicht hat die Corona-Zeit sogar etwas Gutes gehabt? Euer Schulweg war definitiv kürzer, nur noch vom Bett zum Handy oder Computer, ein paar Meter maximal? Ihr habt länger schlafen können! Habt ihr neue Spiele kennengelernt, Bücher gelesen, TikTok-Tänze einstudiert? Wer kann jetzt einen Spagat machen? Bei digitalen Medien seid ihr tausendmal geschickter als wir Erwachsenen. Ihr habt eure Lernzeiten selbst organisiert! Gratulation! Viele Kinder und Jugendliche außerhalb von Österreich trifft Corona auch voll. Sie sitzen in Flüchtlingslagern in Griechenland fest oder sie müssen in eurem Alter schon arbeiten und ihr tägliches Essen verdienen. Vergessen wir sie nicht! Wir sind froh, dass es euch gibt. Wirklich! Lehrer und Lehrerinnen haben sich auf euch gefreut. Eltern sind froh, dass ihr jeden Tag einfach da seid. Ihr seid der Grund für Eltern, in der Früh aufzustehen, Essen zu machen, an einen Neuanfang zu glauben. Ihr lacht und weint, ihr seid laut und leise, ihr seid grantig und lustig, ihr tobt und springt, ihr tanzt und turnt, ihr seid erfinderisch und ungeduldig, Ihr seid gescheit und einzigartig. Das ist gut so. Danke euch! Ich wünsche euch alles Gute für die nächsten Tage und Wochen!

Mag. Elisabeth Schaffelhofer-Garcia Marquez, Netzwerk Kinderrechte Österreich – National Coalition zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Österreich, Wien

Erschienen am Sa, 6.6.2020

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