Handfeste Visionen

Mit dem Fahrstuhl ins Weltall

Wissenschaft
20.02.2004 16:32
Ausflüge ins All sind bisher teuer, aufwendig und gefährlich, ohne Raketenstart geht gar nichts. Wenn man doch einfach in einen Fahrstuhl steigen, dem Liftboy "nach oben!" sagen und losfahren könnte! Unvorstellbar? Nein, sogar konkret in Planung!
Das Grundprinzip des Weltraumaufzugs ist relativeinfach: Von einer Basisstation führt ein spezielles Bandsenkrecht nach oben bis in eine so genannte "geostationäre"Umlaufbahn (ab ca. 36.000 Kilometer Höhe). Am anderen Endedes Bandes hängt ein Satellit. Die Fliehkraft des Satellitenund die Anziehungskraft der Erde auf die Konstruktion müssensich annähernd die Waage halten. Ähnlich wie bei einemHammerwerfer, der sich dreht und seinen Hammer nicht loslässt,bleibt so das Verbindungsband gespannt und der Satellit im Vergleichzur Bodenstation in einer fixen Bahn. 
  
Die Aufzüge, von denen man auch mehrere hintereinandergleichzeitig einsetzen kann, werden auf das Band geklemmt undklettern mit einer Geschwindigkeit von 30 bis 200 km/h - je nachEinwirkung der Schwerkraft - und anfangs bis zu 13 Tonnen Frachtin den Himmel. Als "Treibstoff" dient ein gebündelter Laser-Strahl,der von der Erde ausgesendet auf der Unterseite des Aufzugs aufeine Scheibe von 13 Meter Durchmesser mit Solarzellen trifft,die mit dem eingefangenen Licht Strom für die Motoren erzeugen.
  
Preiswerter All-Transport 
Derzeit kostet ein Kilo Weltraumfracht zwischen 10.000und 100.000 US-Dollar (je nach Ziel), erklärt Physiker Dr.Brad Edwards, der für die Forschungsfirma "Eurika Scientific"und das NASA-Institut für Zukunftskonzepte an dem Aufzugsprojektarbeitet, im Gespräch mit der "Krone". "Wenn das System einmalin Betrieb ist, dann wird ein Kilo Transportgut nur noch 100 bis500 Dollar kosten. Und das wiederum macht Anwendungsgebiete rentabel,von denen wir bisher höchstens zu träumen wagten." 
  
Lösung für das Atommüllproblem
NASA-Experte David Smitherman: "Es wäre möglich,Sonden direkt vom sich bewegenden Aufzug weg weiter hinaus insAll, zum Beispiel in Richtung Mars, zu katapultieren, man müsstedann nur noch die Richtung mit Hilfe kleiner Antriebsaggregatekorrigieren. Zum Beispiel ließe sich zu diesem Preis auchAtommüll in Richtung Sonne entsorgen, wo er dann problemlosverglüht..." 
  
Revolutionäre Nabelschnur 
Prof. Dr. Helmut Detter, Österreichs Gründungsvaterder Mikrosystemtechnik und Nanotechnologie-Experte: "Der Schlüsseldafür, dass diese spektakuläre Idee wirklich gelingenkönnte, steckt in dem Karbon-Band, das die Erde mit dem äußerstenSatelliten verbindet. Man benötigt dazu ein Material, daseine ungeheure Festigkeit aufweist und gleichzeitig extrem leichtist. Erst durch die jüngste Entwicklung so genannter Nano-Tubeskann man jetzt Kohlenstoff-Atome so zu Molekülen anordnen,dass sie diese Eigenschaften haben und dadurch hundertmal festerals Stahl sind. Eine Bauweise, die in den kommenden Jahren nocheinige technische Revolutionen auslösen wird." 
  
Dr. Edwards: "Es klingt ziemlich unglaublich, aberdas Band, von dem die Rede ist, braucht mit dieser Technologienur etwa einen Meter breit zu sein und ist dabei dünner alsPapier. Ein solches Band würde insgesamt nur 800 Tonnen wiegen,erst bei einer Belastung von 40 Tonnen reißen und auch Kollisionenmit kleineren Meteoriten heil überstehen. 
  
Während die NASA derzeit noch am Nachfolgerdes in die Jahre gekommenen Space Shuttles tüftelt, kannes also gut sein, dass künftige Raumfähren völliganders aussehen und Weltraum-Ausflüge per Aufzug der Tourismusrennerdes späten 21. Jahrhunderts werden. 
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