Abschied von Luca

Getrennte Messen für toten Luca in Tirol

Österreich
16.12.2007 22:29
Mit zwei getrennten Messen für die Eltern des kleinen Luca, der nach Misshandlungen Anfang November gestorben war, ist Samstagabend in Tirol ein vorläufiger Schlussstrich unter die Verwirrung rund um die Bestattung der Urne gezogen worden. Der leibliche Vater und seine Angehörigen hatten sich in den vergangenen Tagen dreimal vergeblich am Gemeindefriedhof eingefunden, um sich von Luca zu verabschieden. Lucas Vater hatte mit heftigen Vorwürfen und einer Klagedrohung gegen die Kirche reagiert.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit und im engsten Familienkreis hielt Pater Bernhard am Samstag zwei Trauergottesdienste für die Angehörigen von Luca in dessen Heimatgemeinde im Tiroler Bezirk Schwaz ab. Um 19.30 Uhr konnte sich der leibliche Vater, Bernhard Haaser, verabschieden und in einer zweiten Messe um 21.00 Uhr die Mutter. Ein gemeinsamer Gottesdienst sei nicht möglich gewesen, erklärte der Geistliche. Es werde am 18. Dezember auch eine Messe für die Bevölkerung geben, kündigte der Pfarrer an. Die Urne wurde allerdings nach wie vor nicht beigesetzt.

"Ich bin schwer enttäuscht von der Kirche", meinte Haaser. Der Gemeindepfarrer stelle sich hinter Lucas Mutter und informiere sie sogar, wenn er und seine Angehörigen am Friedhof sind. Offenbar sei er bei der Beisetzung der Urne nicht erwünscht. Er wolle die Kirche nach Abschluss des Prozesses "wegen seelischer Grausamkeit" verklagen. Den ganzen Tag würden Leute zum leeren Urnengrab gehen, um sich zu verabschieden. Am 22. Dezember werde es deshalb in Steinberg am Rofan eine von ihm organisierte Messe für Luca geben. "Da sind alle willkommen, die den Buben gern gemocht haben", sagte Haaser.

Verwirrung um geplante Beisetzung
Rund um die geplante Beisetzung der Urne am Friedhof in Schwaz entstand in den vergangenen Tagen Verwirrung. Immer wieder standen der Vater und seine Angehörigen vergeblich am Gemeindefriedhof, um Abschied zu nehmen. Pater Bernhard, der Gemeindepfarrer, sagte, er wisse nicht, wann die Urnenbestattung stattfinden wird. Die Mutter sei auch über den Tod hinaus zuständig für Luca und sie treffe auch die Entscheidung, ob der leibliche Vater an der Beerdigung teilnehmen dürfe oder nicht. "So ist die Rechtslage, aber das heißt nicht, dass das auch meine Meinung ist", sagte Pater Bernhard. Das rein Menschliche sei eine zweite Sache.

Luca ist am 3. November im Wiener Spital SMZ-Ost an den Folgen eines Gehirnödems gestorben. Eine Obduktion ergab Fremdverschulden, als Hauptverdächtiger gilt ein 23-Jähriger aus dem Bezirk Wien-Umgebung, der Freund der aus dem Tiroler Bezirk Schwaz stammenden 22 Jahre alten Kindesmutter, gegen die auch ermittelt wird. Der leibliche Vater hatte nach dem Tod Kritik an den Behörden geübt und ihnen Untätigkeit vorgeworfen. Die Jugendwohlfahrten in Tirol und Niederösterreich wiesen die Anschuldigungen zurück. Die Staatsanwaltschaft Korneuburg will Anfang nächsten Jahres über ein Anklageerhebung entscheiden.

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