"Barmherzigkeit"

Trotz Kirchenaustritt Begräbnis mit Pfarrer

Oberösterreich
24.10.2007 18:54
Es ist ein heikles Thema: Darf auch ein aus der Kirche Ausgetretener ein Begräbnis mit Pfarrer bekommen? Die Linzer Diözese rät ihren Seelsorgern zur „Barmherzigkeit“. Im Normalfall wird der Verstorbene wie ein braver Kirchgänger beerdigt - und gerade solche Christen regt die Gleichheit am Grab richtig auf.

„Wenn Angehörige um ein kirchliches Begräbnis für jemanden bitten, der aus der Kirche ausgetreten ist, ist meine Grundeinstellung ein großzügiges Entgegenkommen“, erklärt Generaldechant Franz Wild, der in Traun Pfarrer ist - siehe auch „Interview des Tages“.

Damit repräsentiert der Seelsorger die liberale Grundhaltung der Diözese. An sich gibt es zwar einen Leitfaden, wo vorgesehen ist, dass der Pfarrer in Zivilkleidung mitgeht und so die Begräbnisfeier leitet. Wild macht diesen Unterschied nicht, trägt Talar: „Natürlich frage ich mich, ob damit nicht die Tatsache eines Kirchenaustrittes bagatellisiert wird. Dies möchte ich in keiner Weise tun. Aber ich glaube an einen großzügigen Gott - wie könnte ich da selbst in der konkreten Situation kleinlich sein?“

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„Kann schon sein, dass ich ausgenützt werde“

Generaldechant Franz Wild (52) betreut als Pfarrer in Traun 7500 Katholiken. Er hat pro Jahr etwa hundert Begräbnisse. Bereits bis zu ein Drittel der Verstorbenen ist aus der Kirche ausgetreten.

In Italien wurde einem Mann das kirchliche Begräbnis verweigert, weil er Sterbehilfe hatte. Auch bei uns ist das Kirchenrecht eigentlich weit härter, als es tatsächlich angewendet wird.
Es gibt keinen Grund, eine strenge oder harte Linie zu fahren. Der Schaden für die Kirche wäre dadurch sicher größer als umgekehrt.

Wie können Sie überprüfen, ob die Verstorbenen wirklich eine kirchliche Beerdigung wollten?
Das geht bei 7500 Gläubigen gar nicht. Es kann schon sein, dass ich gelegentlich ausgenützt werde, weil ich so großzügig bin. Aber das halte ich aus.










Foto: Ernst Vitzthum

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