"Coach Langsam"

“Hicke” ist über sein öffentliches Image verärgert

Fußball
13.10.2007 19:48
Seit seinem Amtsantritt im Jänner 2006 bekam Josef „Hicke“ Hickersberger zu spüren, was es heißt, im Mittelpunkt der Fußballberichterstattung Österreichs zu stehen und der wohl einzige Fußballtrainer im Lande zu sein, über den sich jeder Fan des runden Leders eine Meinung bildet. Der 59-Jährige gilt laut Umfragen durch seine langsame Sprechweise bei Interviews in weiten Teilen der Öffentlichkeit als zu „weicher“ Coach und wegen der mageren Spielresultate des Teams als schlechter Motivator. Aber „Hicke“ reagiert, er nimmt seit neuestem „Sprechunterricht“.

Seinen Ärger über die „Langsamsprecher“-Vorurteile kann Hickersberger nur schwer verhehlen. „Für mich ist Motivation nicht die Frage von Lautstärke oder Gesten, sie hat nichts mit dem Naturell eines Trainers zu tun“, sagt der Niederösterreicher und ergänzt: „Aus der gleichen Schublade stammt das Urteil: Die Mannschaft spielt so langsam, wie der Trainer spricht.“

In diesem Fall wäre die Lösung aller Probleme leicht, so Hickersberger: „Ich werde ab sofort meine Sprechgeschwindigkeit erhöhen, und die Mannschaft wird auf einmal fantastischen, schnellen Fußball spielen. Ich antworte auf jede Frage wie aus der Pistole geschossen, auch wenn es noch so ein Blödsinn ist, und das Team spielt Tempo-Fußball wie in der englischen Premier League.“

Bei allem Zynismus ist sich „Hicke“ dennoch bewusst, welche Bedeutung seine persönliche Öffentlichkeitswirkung hat und nimmt bereits seit längerem Medien-Unterricht. „Ich hänge das aber nicht an die große Glocke, denn das wird an der Qualität des österreichischen Fußballs nichts ändern. Es würde mir höchstens Zeit ersparen, wenn ich mit einem Interview um 30 Sekunden schneller fertig bin.“

In seiner Rapid-Zeit erfreute sich Hickersberger beim grün-weißen Anhang großer Beliebtheit, auch wegen seiner oft emotionalen Aktionen nach umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen. So zeigte er einmal einem Referee die Gelbe Karte. „Hicke“ kassierte des öfteren Geldstrafen oder brachte sich einen Verweis auf die Zuschauerränge ein. In seiner aktuellen Funktion sei ein derartiges Verhalten aber nicht mehr möglich, betont der Coach. „Als Teamchef muss man ein gewisses Auftreten an den Tag legen. Ich kann mich nicht jedes zweite Spiel auf die Tribüne schicken lassen, nur um emotional zu wirken.“

Einen guten Coach machen laut Hickersberger ohnehin andere Qualitäten aus. „Für mich zählt bei der Einschätzung eines Trainers in erster Linie, ob es ihm gelingt, aus dem vorhandenen Spielerpotenzial das Optimum herauszuholen. Da zähle ich nicht einmal Titelgewinne, sondern frage: Was hat der Trainer an Spielern zur Verfügung, und was macht er daraus?“

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(Bild: KMM)



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