"Maul stopfen"

Wüstes Pfeifkonzert: WM-Held bricht in Tränen aus

Sport
13.11.2017 15:21

Die Schweiz qualifizierte sich mit Ach und Krach für die Weltmeisterschaft 2018. Nach dem entscheidenden Play-Off-Spiel feierten alle Nati-Spieler, außer Stürmer Haris Seferovic. Der weinte. Und nicht vor Freude.

Haris Seferovic wurde gegen Nordirland in der 86. Minute ausgewechselt. Er hatte zuvor zwei, drei Chancen ausgelassen. Aber das, was ihn beim Verlassen des Feldes von den Fans entgegenschlug, ließ die ganze Fußball-Schweiz erschaudern.

Am Ende des Fußballabends saß Seferovic als einziger Schweizer in der Kabine und weinte. Der sonst hartgesottene Stürmer wurde von seinen Kollegen getröstet, doch nach feiern war ihm trotzdem nicht zumute. Er zog die Kapuze über den Kopf und wartete darauf, endlich in den Mannschaftsbus einsteigen zu können, dort fand er seine Ruhe. "Das sind keine Fans, das sind Rowdys", sagt dazu der Schweizer Psychologe Thomas Spielmann im "Tagesanzeiger"-Interview. Und leicht vergesslich sind sie anscheinend auch.

Der Goldjunge
Sic transit gloria mundi - könnte man sagen, so vergeht der Ruhm der Welt - das konnte Haris Seferovic jetzt am eigenen Leib erfahren. Es ist noch gar nicht so lange her, genauer gesagt, fast exakt acht Jahre, als die Schweiz Weltmeister wurde. Zwar geschah dies in der U-17 Kategorie, trotzdem sprach jeder in Europa vom sensationellen Schweizer Nachwuchs und besonders von einem gewissen Haris Seferovic. Der war damals genau 16 Jahre alt der Mannschaft und schoss das Goldtor gegen Nigeria zum 1:0-Sieg im Finale.

Die Schweizer Fans erwarteten anschließend die Mannschaft mit Kuhglocken auf dem Flughafen. Die größten Jubelstürme erntete Haris Seferovic. Der Sohn bosnischer Einwanderer spielte bei den Grasshoppers in Zürich und Beobachter zahlreicher Großklubs pilgerten fortan ins Stadion der Zürcher, nur um den jungen Seferovic zu sehen. Haris Seferovic wurde von Fiorentina verpflichtet. Alles schien bergauf zu gehen.

Alles vergessen
Die Schweizer Fans vergessen auch, dass es Seferovic war, der am 8. Juni 2013 die Schweizer Elf im Stade de Genève in Genf zur Weltmeisterschaft in Brasilien schoss, und zwar mit seinem 1:0 gegen Zypern in der 90. Minute. In seinem ersten WM-Spiel erzielte er gegen Ecuador das 2:1 in der 93. Minute. Und die Schweizer Fans lassen auch außer Acht, dass er schon elf Tore im Nationaldress schoss, vier in der jetzigen Qualifikation.

Haris Seferovic steht seit der EM 2016 in der Kritik, als er gegen Rumänien und im Achtelfinal-Spiel gegen Polen zahlreiche Möglichkeiten ausließ. Obwohl er, wie immer, schweigsam ist, verteidigt ihn seine Freundin Amina und stellt sich gegen alle, die "ihr Kämpferherz" ungerecht behandeln. Sie würde seinen Kritikern am liebsten das "Maul stopfen", wie sie in den sozialen Netzwerken mitteilte. Wenigstens etwas, womit sich der bullige Stürmer trösten kann.

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(Bild: KMM)



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