Acht Jahre danach

Mertesacker zu Enke-Todestag: “Waren doch Freunde”

Sport
10.11.2017 18:22

Vor acht Jahren erstarrte die Sportwelt für einen Moment, denn am 10. November 2009 nahm sich Deutschlands Teamtorhüter Robert Enke das Leben. Acht Jahre danach gibt ein Blog-Beitrag von Enkes Weggefährten Per Mertesacker zu verstehen, wie schwer nachvollziehbar die Tragödie heute noch ist.

In einem Beitrag über den ehemaligen Nationaltorhüter beschreibt der frühere deutsche Teamverteidiger Mertesacker, wie wichtig Enke für ihn persönlich und seine Karriere war. Beide Namen, Mertesacker und Enke, werden wohl für immer mit Hannover 96 verbunden sein. Von dort rührt auch ihre Freundschaft her, wie er auf dem Blog der Robert-Enke-Stiftung gepostet hat:

"Wenn ich zu einem Länderspiel im Hotel eintraf, gab es für mich erst einmal zwei Dinge zu erledigen: einchecken und Robert anrufen. "Bist du schon hier? Ich bin gerade angekommen. Kommst du rüber auf mein Zimmer?" Wenige Minuten nach unserer Ankunft saßen wir zusammen und redeten über alles, was uns gerade in den Sinn kam. Die Tatsache, dass sich sein Todestag heute zum achten Mal jährt, dass meine Gespräche mit ihm also gut ein Jahrzehnt zurückliegen, erschreckt mich. Das kann doch nicht so lange her sein, was habe ich in den ganzen Jahren seitdem getan?"

"Es kann auch die Stärksten wie Robert treffen"
Der heute 33-jährige Mertesacker spricht auch offen von der Depression des Torhüters. "Wie war es möglich, dass ich davon nichts mitbekommen hatte? Und natürlich schmerzte auch die Frage: Warum hatte er mir nie von seinen Depressionen berichtet, wir waren doch Freunde, die sich, wie man so sagt, alles erzählten." Mertesacker berichtet des Weiteren: "Er war einer, von dem wir im Fußball-Jargon sagen: Er geht voran. Ich denke, das ist wichtig festzuhalten, nicht, um Robert irgendwie zu glorifizieren, sondern um zu verdeutlichen: Menschen, die von Depressionen getroffen werden, sind keineswegs schwach; es kann auch die Stärksten wie Robert treffen"

Mertesackers Worte kommen zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Welt des Sports immer mehr mit Tabuthemen, Sexualität, Doping oder jetzt Depression auseinandersetzt. Diese Konfrontation mit der Realität wird laut Experten immer wichtiger. Der Sportpsychiater Karl-Heinz Bär beklagt im Interview mit dem Spiegel: Immer mehr Sportler klopfen an seiner Türe, weil sie gar nicht oder nur schwer mit dem wachsenden Druck umgehen können.

Enkes Tod bewirkte große Veränderungen im Fußball und auch bei den anderen Sportarten. Fußballmannschaften stellen immer öfter Psychologen an, Klagen über psychische Schwächen werden ernster genommen, Sportler trauen sich mehr, in der Öffentlichkeit über ihr Leiden zu sprechen. In Hannover trägt jetzt eine Straße seinen Namen. Nicht, dass er Gefahr laufen würde, von den Fans vergessen zu werden …

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(Bild: KMM)



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