Wiener Stadthalle

Queens Of The Stone Age: Zum Soundbrei abtanzen

Musik
06.11.2017 14:11

Vor rund 12.500 Fans stellten die Stoner-Rock-Superstars Queens Of The Stone Age Sonntagabend in der Wiener Stadthalle ihr neues Album "Villains" vor und vermischten es mit den größten Hits aus knapp 20 Jahren Karriere. Dem zweistündigen Set mangelte es aber an einem durchgehenden Spannungsbogen und einer adäquaten Soundqualität.

(Bild: kmm)

Als die Queens Of The Stone Age vor etwas mehr als vier Jahren das letzte Mal in der pompösen Wiener Stadthalle konzertierten, wollte man sie ursprünglich unter freiem Himmel in der Wiener Arena spielen lassen. Waren die damals 10.000 Fans eine mittlere Sensation, haben sich Fans und Band heute längst an den Topstar-Status gewöhnt. Anno 2017 locken Josh Homme und Co. sogar gut 12.500 Fans aus einer kühlen Novembernacht ins Halleninnere. Mit der Zunahme an Anhängern hat der Frontmann mittlerweile gelernt umzugehen, wie er der "Krone" vor der Show verriet. "Heute macht mir das weniger Sorgen als vor ein paar Jahren. Der springende Punkt ist, dass wir natürlich gewachsen sind. Es gab keinen großen 'Popstar-Boom' und plötzlich waren wir da. Nein, es ging alles seinen Weg und das in einem Tempo, mit dem wir gut mithalten konnten."

Stoner Rock zum Tanzen
Auf optisches Brimborium verzichten die Queens nach wie vor, plüschige Bühnentiere oder übertriebene Lasereffekte würden zum kernigen Stoner Rock der Kalifornier auch nicht passen. Für die Tour zum neuen Album "Villains" hat man sogar die Videowall zuhause gelassen und verlässt sich nur auf paralysierende Lichteffekte, die über, hinter, auf der Bühne und sogar aus wackeligen Plastikstangen strömen. Frei nach dem Motto "let the music do the talking" startet die Band mit "If I Had A Tail", "Monsters In The Parasol" und dem knarzenden "My God Is The Sun" in das gut zweistündige Set. Direkt nach dem Eröffnungstrio wirft Homme schmunzelnd ein "now you are alright" in die jubelnde Menge und genießt den ungebrochen hohen Zuspruch in Österreich. Die Queens waren schon immer die Stoner-Rock-Band zum beschwingten Tanzen, nur so konnte der geniale Songwriter Homme den Clubstatus seiner Band hinter sich lassen.

Die hohe Qualität des Anfangstriples kann die Band aber nicht auf volle Distanz halten. Dafür sind die Kompositionen im Endeffekt gleichförmig und es schleichen sich auch einige Füller ins Set, die zulasten des Spannungsbogens gehen. Das eingängige "Feet Don't Fail Me", "Avon" oder die extrem poppige neue Single "The Evil Has Landed" sind beileibe keine schlechten Songs, zeigen aber deutlich, dass abgefeierte Klassiker wie "Little Sister" oder das radiotaugliche "Make It Wit Chu" gleich mehrere Level darüber stehen. Sieben Alben in knapp 20 Jahren mögen nicht viel sein, doch wer derart viele Hits erschaffen hat, der ist natürlich mit immensem Druck konfrontiert. Die Songs wurden mit den Jahren immer poppiger. "Ich weiß, dass wir mit jedem neuen Album ungefähr 15 Prozent unserer Fans verlieren", zeigt sich Homme bedrückt, "ich kann nicht sagen, dass ich mich darüber freue, aber ich kann deshalb keine anderen Songs schreiben." Natürlich wird der vermeintliche Verlust mit noch mehr neuen Fans aufgewogen und gerade die Vielseitigkeit, die Fähigkeit, niemals stehen zu bleiben, sind wichtige Bausteine des langjährigen Queens-Erfolgs.

Vom Krach zersetzt
Doch selbst präzises Drumming wie zu Beginn von "The Way You Used To Do" oder der inflationäre Einsatz von gleich drei Gitarren können heute nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Sound in der Stadthalle einmal mehr ein Konzert zu wirrem Soundbrei vermatscht. Stellenweise dröhnt der Bass alles nieder, während man die unterschiedlichen Nuancen an den Sechssaitern nicht einmal im Ansatz wahrnimmt. Homme ist zudem zwar extrem sympathisch und animiert die Meute vor ihm immer wieder zum Tanzen, wirkt aber stellenweise geistesabwesend und huscht rasant durch das viel zu lange Set. Die wirklichen Höhepunkte sind trotz vieler guter Songs rar gesät. Etwa das intensive "I Sat By The Ocean", die in eine Jamsession ausufernde Halb-Ballade "I Appear Missing" oder das routiniert vorgetragene, aber zeitlos grandiose "Go With The Flow" - so man es aus dem wirren Krach heraus erkennen mag.

Je später der Abend, umso kruder werden die Momente. Etwa bei der Ballade "Villains Of Circumstances", die im Refrain an Neil Diamonds Kirtagsklassiker "Sweet Caroline" erinnert oder eine instrumental zersetzte Version von "Leg Of Lamb" im Zugabenteil. Die Queens shreddern sich auf der Bühne bei immer hypnotisierenden Stroboskopstafetten ins persönliche Nirwana, während ein Gutteil des Publikums langsam aber sicher die Flucht nach Hause antritt. Zurück bleibt ein Gefühl der Unausgewogenheit, denn sowohl Band als auch Location können das aus Erfahrungswerten deutlich besser. Vielleicht hätten die Queens aber auch mehr Mut zeigen und die deutlich poppigeren Songs der Gegenwart nicht so vehement hinter Heavy-Rock-Gitarren verstecken sollen. Dann wären wohl auch mehr Menschen der wiederholten Forderung Hommes, das Tanzbein zu schwingen, nachgekommen.

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