Kommentar

Ein Gipfel für alle Pendler!

Salzburg
05.05.2017 19:43

Ein Rund-Mail an unsere "Krone"-Bundesländer-Redaktionen bringt ein Ergebnis: Überall kocht die Stau-Debatte auf höchster Stufe.

In Wien wird demonstriert, in Graz quälen sich Kolonnen durch die Stadt, die Menschen aus dem Mühlviertel sind entsetzt, weil auf dem beliebten Markt in Urfahr eine Parkgebühr eingeführt werden soll und in Klagenfurt findet eine regelrechte Pendler-Wanderung statt: Obwohl man sich um 40 Euro ein Monatsticket für die riesigen Plätze im Norden und im Süden holen kann, sind diese Flächen nur zur Hälfte ausgelastet. Dafür ersticken Wohngebiete: Sie sind bis zum letzten Gratis-Platz zugeparkt. Eine neue Bus-Linie soll jetzt die Menschen vom Groß-Parkplatz bei "Minimundus" ins Zentrum befördern. Ob das Angebot angenommen wird, ist fraglich.

Von der kleinen Welt am Wörthersee, den im Maßstab 1:25 nachgebauten Attraktionen, in die raue Wirklichkeit der Metropole Salzburg.

Dem Landeshauptmann reicht es: Er will einen Gipfel - und zwar für alle Pendler.

Denn zu den Vorschlägen von Heinz Schaden für eine Parkgebühr in der ganzen Stadt bildet sich nun eine Gegen-Bewegung: Die Städter sind es ja, die in den sonnigen Sommermonaten die Wiesen und Plätze rund um die Seen oder am Fuße der Berge in der Umgebung zuparken. Also sollen auch sie mehr zahlen oder auf Öffis umsteigen.

Der sich anbahnende Konflikt wird nichts bringen. Dies zeigte sich schon bei der Ablehnung der geplanten Verlängerung von O-Buslinien in die Umland-Gemeinden, ein durchaus vernünftiger Vorschlag, umsetzbar innerhalb eines Jahres.

Genauso schnell ginge der Bau von Garagen für 6.000 Autos im Norden, Westen und Süden der Stadt. Beispiel ist das Parkhaus im Spital.

Langfristiger, aber umso nachhaltiger wäre ein Ausbau der Schnellbahnen: Bad Reichenhall-Freilassing sowie Neumarkt-Mattighofen-Braunau. Diese Strecke, zweigleisig und elektrifiziert, würde den Druck des Pendler-Verkehrs aus dem Norden auf die Stadt erheblich mildern.

Ohne Bayern und Oberösterreich geht gar nichts. Und ohne die Einbindung der Wiener Zentralstellen bleibt alles im Ansatz stecken.

Was rigorose Maßnahmen anrichten können, sieht man in der Altstadt. Die kurvige Zufahrt, die neue verkehrshemmende Begegnungszone und die fehlenden Stellflächen in der Mönchsberggarage, nicht zu vergessen die Endlos-Baustellen, führen dazu, dass unser Zentrum an vielen Tagen wie ausgestorben erscheint. Nur Scharen von Billig-Touristen - erkennbar an den in die Höhe gehaltenen Schirmen und Selfie-Stangen - ziehen wie ein Tatzelwurm über die Straßen.

Beachtlich scheint mir die Aussage des grünen Klubobmanns Cyriak Schwaighofer: Er hält die Ausweitung der Parkzonen in der Stadt für absolut sinnvoll und richtig, der Tarif für das Ticket müsste aber dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs entsprechen.

"Über allen Gipfeln ist Ruh" lautet der Titel eines genialen Stücks von Thomas Bernhard. Es ist zu hoffen, dass Banalitäten, Eitelkeit und hinterhältige Willkür den Verkehrsgipfel nicht beherrschen werden.

Hans Peter Hasenöhrl, Salzburg Krone

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