Tiere leiden Qualen

Das Milliardengeschäft der Welpen-Mafia

Tierecke
03.10.2016 08:53

Die Zahl ist erschreckend: Bis zu 200.000 kleine Hunde sollen jedes Jahr nach Österreich geschmuggelt werden. Doch dabei handelt es sich nur um eine grobe Schätzung. "Die Dunkelziffer liegt vermutlich höher", heißt es von der Exekutive. Mehr Geld scheffeln laut Polizei nur Drogenbanden und Waffenhändler.

Beamte greifen regelmäßig kriminelle Händler auf, die herzige Vierbeiner wie Massenware im Internet feilbieten und sie illegal ins Land bringen. Hat ein Interessent seinen Liebling online ausgesucht, wird gegen eine "Schutzgebühr" ein Treffen mit den Schmugglern vereinbart - in der Nähe der Grenze. Damit wollen die organisierten Banden den Kontrollen der Polizei entgehen. "Seit Juli 2014 gibt es regelmäßig Schwerpunktaktionen gegen den Osthundehandel" erklärt Maurice Androsch, Tierschutzlandesrat von Niederösterreich.

Oberstleutnant Andreas Stipsits von der Landesverkehrsabteilung der burgenländischen Polizei: "Den Schmugglern droht eine Geldstrafe von 3750 Euro oder im Wiederholungsfall sogar mehr. Bei Tierquälerei reicht der Strafrahmen bis zu zwei Jahre Haft."

Wolfgang Böck, Leiter des Tierschutzhauses Sonnenhof in Eisenstadt: "Die Zahl der neu angemeldeten Tiere ist weit höher, als sie nach Auskunft offizieller Hundezüchter eigentlich sein dürfte."

So ein grenznaher Treffpunkt ist Kittsee im Burgenland. Immer wieder ertappt die Polizei dort nahe der Slowakei skrupellose Züchter, die bestellte Welpen ausliefern. Oft bleibt es jedoch lediglich bei einer Anzeige. Wenige Kilometer entfernt, führt heute eine der Hauptrouten über Nickelsdorf. Werden die Schmuggelhunde bei Kontrollen entdeckt, haben sie in den meisten Fällen eine qualvolle Odyssee hinter sich. "Die Transporte starten mitunter in der Ukraine und führen im Extremfall Tausende Kilometer bis nach Frankreich, Spanien oder Süditalien", erklärt ein Zollfahnder. Wie brutal die Händler dabei vorgehen, weiß so mancher Veterinär zu berichten: "Kuriere nehmen eine Sterberate von 50 Prozent in Kauf."

Wiener Stadträtin Ulli Sima: "Wir haben vor Jahren den Kampf gegen die Welpen-Mafia begonnen. Mit vielen Verbündeten wollen wir das Tierleid abstellen, das damit verbunden ist."

Tina Rosner, Obfrau des Vereins Tiere in Not aus Nickelsdorf: "Jedes Jahr werden an die 40 geschmuggelte Hunde, die entdeckt wurden, bei mir abgegeben. Nach der Erstversorgung kommen sie zur weiteren Betreuung ins Tierschutzhaus."


Haben die Welpen bis zur Übergabe alle Strapazen überstanden, kommen auf die neuen Besitzer böse Überraschungen zu: Die Tiere sind in der Regel weder gemeldet noch gechippt und geimpft - und leiden daher meist sogar unter ansteckenden Krankheiten. Käufer machen sich damit also nicht nur strafbar, sie haben auch mit hohen Folgekosten beim Tierarzt zu rechnen. Doch den miesen Methoden der Welpen-Mafia ist schwer beizukommen. Zu hoch ist der Profit mit dem Hundeleid. Nach Drogen und Waffen ist der illegale Handel mit Tieren eines der einträglichsten Geschäfte.

Maggie Entenfellner, Leiterin der "Krone"-Tierecke: "Hundeleid interessiert gierige Geschäftemacher nicht. Sieben von zehn illegal importierten Welpen überleben das erste Jahr nicht. Hände weg vom Kauf aus dem Kofferraum!"

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