"Fressen" Planeten

Astronomen: Junge Sterne sind häufig Kannibalen

Wissenschaft
06.02.2016 07:01

Junge Muttersterne verschlingen oft gerade entstehende Planeten, also quasi ihre eigenen "Kinder", berichtet ein Astronomenteam mit österreichischer Beteiligung. Ihr Wachstum ist dadurch nicht so gleichförmig wie bisher angenommen, sondern extrem chaotisch. Jupiter sei daher wohl ein "glücklicher Überlebender der turbulenten Vergangenheit unserer Sonne", so die Forscher.

Sterne entstehen in einer rotierenden Wolke aus Gas und Staub, die sich durch ihre Eigengravitation zu "stellaren Dichten" zusammenballen, so Eduard Vorobiev vom Institut für Astrophysik der Universität Wien. Ein Großteil des Materials sammelt sich dabei in einer "protoplanetaren Scheibe" rund um den Zentralstern, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal "Science Advances".

Bei jungen Sternen können oft starke Helligkeitsausbrüche beobachtet werden. Schon vor zehn Jahren habe er mit einem Kollegen aus Kanada die Theorie entwickelt, dass sie durch Instabilitäten der Gravitation in den massiven, gasreichen Scheiben um die Sterne verursacht werden, erklärte Vorobiev. Dabei entstünden Klumpen in der zirkumstellaren, protoplanetaren Scheibe. Aus ihnen können gigantische Planeten wie etwa Jupiter entstehen - oder sie werden von ihrem Mutterstern verschlungen.

Das Subaru-Teleskop auf dem Mauna Kea auf Hawaii (Bild: NAOJ)
Das Subaru-Teleskop auf dem Mauna Kea auf Hawaii

Stellaren "Kannibalismus" erstmals beobachtet
Dieser "Kannibalismus auf astronomischen Skalen" konnte nun erstmals mithilfe des Subaru-Teleskops, einem Spiegelteleskop mit 8,2 Meter Durchmesser auf dem Mauna Kea auf Hawaii, durch ein Team unter der Leitung von Hauyu Baobab Liu von Academia Sinica Institute of Astronomy and Astrophysics in Taiwan nachgewiesen werden. Es habe sich also herausgestellt, dass Sterne ihre Masse nicht stetig ansammeln, sondern durch eine Reihe von gewaltigen Ereignissen. Aus der Ferne würde man diese durch starke Anstiege der Leuchtkraft erkennen. So sei etwa der junge Stern "FU Orionis" im Sternbild Orion innerhalb eines Jahres um das 250-fache heller geworden.

"Können wir beweisen, dass ein Großteil der Sterne solche Helligkeitsausbrüche aufgrund von Gravitationsinstabilitäten in der Scheibe vollführen, dann könnte dies auch unsere eigene Sonne im Kindesalter erlebt haben", erklärt Vorobiev. Die großen Planeten unseres Sonnensystems wären demnach glückliche Überlebende ihrer wilden Jugend.

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