Ausbreitungswege

DNA offenbart Neues über Finnisch und Ungarisch

Wissenschaft
02.07.2025 17:01

Auf Basis von DNA-Analysen haben internationale Wissenschaftler neue Anhaltspunkte zur Ausbreitung der ungarischen, der finnischen und anderer uralischer Sprachen gefunden.

Demnach dürfte sich jene Gruppe, deren Nachfahren später die uralischen Sprachen auch nach Finnland, Ungarn oder Estland brachten, vor 4500 bis 3200 Jahren in Sibirien formiert und dann gen Westen orientiert haben, heißt es im Fachblatt „Nature“. Uralische Sprachen werden heute vom Norden Russlands über Teile des Baltikums und Skandinaviens bis nach Ungarn und ins Burgenland hinein gesprochen. Die Verbindung von genetischen Daten und sprachwissenschaftlichen Theorien hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als aufschlussreich entpuppt, wenn es darum geht, die historische und heutige Verbreitung von Sprachen zu erforschen.

DNA-Material von 180 Individuen untersucht
Ein internationales Team um die Co-Erstautoren der Studie, Leonid Vyazov von der Universität Ostrau (Tschechien), Ron Pinhasi von der Universität Wien und David Reich von der Harvard Medical School (USA) hat dies nun in Bezug auf die uralische und die jenisseische Sprachgruppe versucht. Letztere war früher in Sibirien weit verbreitet, wird heute aber nur noch von einer Handvoll Menschen tatsächlich verwendet. 

Das untersuchte Erbgut stammt von 180 Individuen, die von der Steinzeit vor rund 11.000 Jahren bis zur Bronzezeit vor rund 4000 Jahren gelebt haben. „Eine Sprache lässt sich nicht direkt aus Genomen ablesen, aber wenn genetische Abstammung, archäologischer Kontext und Sprachgeografie zusammenkommen, sind fundierte Rückschlüsse möglich“, wird Vyazov in einer Aussendung der Uni Wien zitiert.

Spuren noch heute nachweisbar
Besonders spannend: Die sogenannte Jakutien-Gruppe, die vor etwa 4500 Jahren im Nordosten Sibiriens lebte, hinterließ nicht nur genetische Fußabdrücke bei heutigen Sprechern uralischer Sprachen rund um die Ostsee. Auf ihrem Weg Richtung Westen beeinflussten sie auch die geheimnisvolle Seima-Turbino-Kultur – bekannt für ihre Bronze-Artefakte, die ihren Ursprung vermutlich im Altai-Gebirge hatten und sich rasend schnell bis nach Europa verbreiteten.

Doch damit nicht genug: Zentralasien entpuppt sich in dieser Geschichte als uralter Schmelztiegel der Kulturen. Hier lebten verschiedene Gruppen Seite an Seite, tauschten Wissen, Gene – und möglicherweise sogar Wörter aus. Indo-iranische Lehnwörter in uralischen Sprachen könnten ihren Ursprung in dieser multikulturellen Blütezeit haben. Auch die fast vergessene jenisseische Sprachgruppe erhält neue Aufmerksamkeit. Ihre Wurzeln vermuten Forschende in einer mysteriösen „Cis-Baikal“-Gruppe, die vor über 5000 Jahren weite Teile Sibiriens prägte.

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