War anfangs von einer unspektakulären Entgleisung die Rede, stellte sich mittlerweile heraus, dass es eine schwere Kollision war: Ein Güterzug, der abtransportiert hätte werden sollen und aus bisher ungeklärter Ursache plötzlich bergab rollte, stieß im Pollereswand-Tunnel mit der nachkommenden E-Lok zusammen. 14 von 21 Waggons entgleisten, zwölf davon im Tunnel.
Hunderte Meter Schienen, Oberleitungen und Signaleinrichtungen wurden stark beschädigt. Geschätzter Schaden: fünf Millionen Euro. Die beiden Lokführer erlitten einen schweren Schock, einer kam ins Spital. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung.
Da der Tunnel nur über Schienen zugänglich ist, gestalten sich die Berge- und Reparaturarbeiten mühsam. Man hofft, vor Weihnachten fertig zu sein. "Wir sind optimistisch", sagt ÖBB-Sprecher Christopher Seif.
Güterzüge müssen weiträumig ausweichen
Während für die Passagiere ein lokaler Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet wurde, sind die Folgen für den Güterverkehr - zirka 100 Züge täglich - schwerwiegender: Sie müssen lange Ausweichrouten, etwa über Aspang, Linz und Ungarn, in Kauf nehmen, die Kosten steigen. Franz Glanz, der Geschäftsführer des Cargo Center Graz: "Der Unfall zeigt, wie dringend wir den Semmeringtunnel brauchen. Für den modernen Schwerverkehr ist die aktuelle Strecke mit ihren Steigungen und Gefällen ungeeignet."
Ähnlich Thomas Krautzer, Geschäftsführer der steirischen Industriellenvereinigung: "Alternativrouten wie Aspang oder Ungarn verursachen Kosten, der Warenfluss kann aber aufrecht erhalten werden. Allerdings ist die Untragbarkeit eines modernen Bahnverkehrs über die alte Semmeringstrecke einmal mehr bewiesen."
Rückschlag für Tunnel
Doch ausgerechnet am Donnerstag erlitt das Mega-Tunnelprojekt einen weiteren Rückschlag: Laut Verwaltungsgerichtshof muss der niederösterreichische Naturschutzbescheid nochmals überprüft werden. Laut ÖBB hat das keine aufschiebende Wirkung, die Bauarbeiten können fortgesetzt werden.
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